Radtour Fläming

Radtour im Fläming: Liebe auf den Lippen

Die folgende Radtour im Fläming ist keine Anleitung, wie du von Station zu Station vorankommst. Sie ist genau das Gegenteil: Auf unserer Radtour zwischen Rangsdorf und Baruth folgten wir keiner Strecke, sondern bauten uns selber eine! Und so ist diese Radtour im Fläming vielmehr Inspiration, wie du Brandenburg auf eigene Faust entdeckst. Vielleicht wirst du danach sogar Dinge sagen, die oft allzu zaghaft über die Lippen gehen. Geschrieben von John & Marc.

Brandenburg und die Qual der Wahl

Frühling, blauer Himmel, Sonnenschein. Und doch wissen wir nichts mit uns anzufangen. Raus nach Brandenburg, das wär’s mal wieder. Nur wohin? Irgendwann haben wir selbst als Liebhaber der Mark das Gefühl, überall schon mal gewesen zu sein. In der ↠ Märkischen Schweiz, im ↠ Havelland, und noch öfter im Spreewald, an der Oder, im Fläming. Doch wir haben da eine Idee.

Ehe wir solange Pläne schmieden, bis die Sonne schon wieder tiefer steht, fahren wir einfach zum Berliner Hauptbahnhof und steigen dort in den ersten Regionalexpress, der abfährt. Nach Elsterwerda fährt er. Nun gut, wir wollten ja nicht grübeln. Also steigen wir ein, lassen Berlin hinter uns und steigen aus, sobald die große Stadt weit genug entfernt scheint.

Radtour Fläming
Hauptsache grün! Auf unserer Radtour im Fläming waren wir mal auf asphaltierter Strecke, mal auf Waldwegen unterwegs.
Radtour Fläming Zossen
Auf dem Weg von Rangsdorf nach Zossen radelten wir auf schattigen Allen.

Radtour im Fläming: Von Rangsdorf nach Baruth

Wir haben genug Grün gesehen, als wir uns dem Bahnhof von Rangsdorf nähern. Die Luft ist rein, die Zeit gekommen auszusteigen. Niemals nie wären wir auf die Idee gekommen, in Rangsdorf zu einer Radtour zu starten. Welcher Landstrich ist das hier eigentlich? Ein Blick auf die Karte verrät: Wir befinden uns genau südlich von Berlin-Mitte. Landkreis Teltow-Fläming. Achso! Der Fläming. Mal wieder. Eigentlich wie gemacht für Überraschungen.

Doch hier im Osten des Flämings waren wir tatsächlich noch nicht. Einige Kilometer weiter östlich sind wir auf dem ↠ Hofjagdweg von Königs Wusterhausen gen Spreewald geradelt, gen Westen machten wir in ↠ Luckenwalde und Jüterbog Station. Dazwischen? In unseren Köpfen das übliche Nichts. Aber genau deshalb sind wir ja aufgebrochen, um das Nichts zu finden und wieder einmal mit Entdeckungen zu füllen.

Schranz am Rangsdorfer See

Eine Radtour im Fläming ohne Ziel, das ist eigentlich nur die halbe Wahrheit. Schon am Bahnhof von Rangsdorf, das früher mal “Lido im Berliner Süden” genannt worden sein soll, erspähen wir den ersten Wegweiser. Den gesamten Tag über werden wir ihnen folgen. Stück für Stück, ohne das eine große Ziel. Wir wissen nicht, wo wir heute Abend zurück in den Zug nach Berlin steigen.

Rangsdorf jedenfalls wirkt an diesem Frühlingstag ganz und gar nicht abgeschieden. Auf dem Weg zum Rangsdorfer See überholen wir jede Menge Ausflügler:innen, die wohl auch mal wieder eine Nase Brandenburg brauchten. Am See ist es entsprechend voll. Christi Himmelfahrt. Wer hätte es gedacht. Ein paar Proleten saufen zu Schranz. Nicht ganz das, was wir uns vorgestellt hatten. Für heute ist uns das noch etwas zu viel Vorstadt.

Radtour Fläming Rangsdorf
Erster Zwischenstopp unserer Radtour im Fläming am Ufer des Rangsdorfer Sees.
Radtour Fläming Rangsdorf
Brandenburger Dschungel: unterwegs in den Wäldern am Rangsdorfer See.

Auf satten Alleen nach Zossen

Unsere Radtour im Fläming führt uns vorbei am Westufer des Rangsdorfer Sees in Richtung Süden. “Zossen”, sagt der Wegweiser. Also Zossen! Und auf dem Weg dahin, da begegnet es uns schließlich: das Brandenburg-Gefühl. Die endlich wieder satten Baumkronen werfen breite Schatten auf den Asphalt, links und rechts blinzeln rote Mohnblumen aus den Feldern, in der Ferne wachsen die Kiefern aus dem Boden. Mal fahren wir auf Landstraße, mal auf Feldweg. Unter uns sind wir überall. Der Fläming nur für uns!

Es gehört zu so einer ungeplanten Radtour dazu, dass nicht permanent eitel Sonnenschein herrscht. Zur Mittagszeit an diesem Tag war es dann nämlich fast zu viel der Sonne. Und so liegt es nicht an Zossen, dass wir hier nur kurz unsere Räder abstellten. Schmucke Altstadt, keine Frage. Doch sie scheint wie leergefegt, die Leute sind im Grünen. Und da wollen wir auch hin. “Mellensee”, sagt der Wegweiser. Also Mellensee!

Tipp: Wenn du mehr Zeit (und Energie) mitbringst als wir beide, findest du bei unserer Bloggerkollegin Laura auf ↠ Herz an Hirn Inspiration für deinen Ausflug nach Zossen.

Vom Mellensee zum Großen Wünsdorfer See

Am ↠ Erlebnisbahnhof Mellensee fahren die Draisinen. Bis nach Zossen kannst du auf stillgelegter Bahnstrecke auf den Gleisen durch den Fläming sausen. Wir belassen es bei Currywurst und Berliner Weiße aus der “Erfrischungshalle”, einer kleinen Imbissbude am ehemaligen Bahnhofgebäude. Im Anschluss verpassen wir Gelegenheit um Gelegenheit, zum Ufer des Mellensees zu fahren. Da kommt schon noch eine bessere Stelle, ganz bestimmt! Nix da, sein Ufer bleibt uns heute verborgen. Aber da steht ja Wünsdorf am Wegweiser. Also Wünsdorf.

Ein Strandbad muss her. Noch einen See lassen wir uns nicht entgehen! Der ↠ Große Wünsdorfer See hat eins – und zwar ein richtig schönes! Uns ist das Wasser jetzt im Mai noch zu kalt. Zumindest zu kalt, um danach pitschnass zurück aufs Rad zu steigen. Andere sind da nicht so zurückhaltend. Eine Truppe Jugendlicher springt nacheinander ins Wasser. “Ich liebe mein Leben!”, ruft der eine nach dem Auftauchen. Und uns geht das Herz auf. Wann kommt einem dieser Gedanke schon mal so ohne alles über die Lippen?

Märchenhaftes Zesch am See

Frisch verliebt radeln wir weiter, umrunden den Wolziger See zur Hälfte und nehmen nach Lindenbrück die Abzweigung nach Zesch am See. Die Sonne steht bereits tiefer und funkelt golden auf der Wasseroberfläche des größeren der beiden Zeschseen. In Richtung Süden passieren wir einen Campingplatz, den wir uns sogleich für die nächste Auszeit in Brandenburg vormerken. Zelten unter Kiefern: Viel mehr Brandenburger Idyll geht nicht! Kein Wunder, dass er den Namen ↠ Märchencampingplatz trägt. Oder vielleicht doch, um im Duktus zu bleiben.

Das ↠ Hexenstübl gleich nebenan setzt unserer Radtour im Fläming ein weiteres i-Tüpfelchen auf. Sie ist inzwischen ein Wort mit ziemlich viel Getüpfel. Wir lieben es, in Brandenburg heftig deftig essen zu gehen, um alles wieder zuzunehmen, was wir gerade weggestrampelt haben. Ganz besonders, wenn das Steak au four so gut schmeckt wie hier am Großen Zeschsee! Und die Bedienung so urig freundlich ist. Herrentag, wir bekommen zwei Kurze um den Hals gehangen. Eigentlich würden wir die Nase rümpfen, heute dürfen die Stereotypen mal sein.

Ausklang im Schlosspark Baruth

Auch wenn wir uns noch so sehr wehren, unsere Radtour im Fläming zu beenden: Der Tag neigt sich unweigerlich dem Ende zu. Der Bahnhof von Baruth ist der letzte, den wir noch vor Sonnenuntergang erreichen können. Auf sandigen Waldwegen schlängeln wir uns durch lichten Kiefernwald in Richtung B96, entlang derer wir schließlich schnurstracks zum ↠ Schloss Baruth sausen.

Der weitläufige Schlosspark, der sich an den teils renovierten, teils verfallenden Schlosskomplex anschließt, lässt uns noch einmal einen Gang runter schalten. Es sind die letzten Sonnenstrahlen des Tages, die durch die dichten Kronen seiner mächtigen Bäume zu uns durch schimmern. Im Schatten darunter ein Meer aus Pusteblumen. In unseren Ohren das Lied der Nachtigallen, die selbst am Bahnhof noch lange nicht ihre letzte Strophe anstimmen. Das Leben zu lieben, diese Worte gehen uns selbst in dieser Stimmung nicht leicht von den Lippen. Unsere Radtour im Fläming hat ihn uns zumindest denken lassen. Und zwar ganz laut.

Von Rangsdorf nach Baruth: Unsere Radtour im Fläming im Überblick

Wie du vielleicht schon bemerkt hast, waren wir auf dem Weg von Rangsdorf und Baruth recht euphorisiert unterwegs. Das heißt auch, dass wir am Ende des Tages eine recht ambitionierte Strecke absolviert hatten. Wenn du dir die gesamte Strecke nicht zutraust, empfehlen wir, sie lieber auf zwei Tage aufzuteilen, gleich früh morgens zu starten oder an einem späteren Bahnhof entlang der Strecke loszulegen, zum Beispiel in Wünsdorf (RE 5). So hast du auch mehr Zeit für die Badestellen am Großen Wünsdorfer See, am Wolziger See und am Großen Zeschsee.

Gesamtstrecke: circa 50 Kilometer
Dauer: circa neun Stunden mit Pausen
Stationen: Rangsdorf • Rangsdorfer See (Westufer) • Zossen • Erlebnisbahnhof Mellensee • Strandbad Wünsdorf • Wolziger See • Zesch am See • Baruth/Mark

Tipp: Die Station Mellensee zwischen Zossen und Wünsdorf kannst du ggfs. auslassen bzw. auf deine nächste Radtour verschieben – und so einige Kilometer sparen. Wir hatten auf unserer Radtour zu wenig Zeit, um etwa den Erlebnisbahnhof ausreichend zu würdigen oder tatsächlich ans Ufer zu gelangen. Unser nächster Ausflug zum Mellensee steht entsprechend bereits bevor!

Hexenstübl, Schlosspark Baruth und Strandbad Wünsdorf: Die Überraschungen auf unserer Radtour im Fläming waren nicht die ersten, die wir in der Region erlebten. Weitere Inspiration für Radtouren südöstlich von Berlin findest du in unseren ↠ Ausflugszielen im Fläming – mit Stationen vom Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten bis zum idyllischen Ufercafé in Kloster Lehnin.

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


3 Antworten zu “Radtour im Fläming: Liebe auf den Lippen”

  1. Ein wirklich schöner Bericht zu einer tollen Tour in meiner Heimatecke, die ich dringend zur Nachahmung empfehle; leider mit einem kleinen Schönheits- bzw. “Genauigkeitsfehler”. Gestatten Sie mir daher bitte eine kleine Klugschei*erei am Rande des Themas.

    Auf diese/Ihre Seite gestoßen bin ich über einen FB-Eintrag zum Kloster Lehnin, gepostet von der Reiseregion Fläming. Und daraus wird sich wohl auch der Fehler erklären lassen können. Die Reiseregion Fläming vermarktet unter nur 1 Namen (Fläming) eigentlich 3 historische, natur- und kulturräumliche Regionen: den Fläming, große Teile der Zauche und große Teile des Teltow und die Verantwortlichen werden Ihnen/Euch in deren Eigenschaft als „Informierer“ der Einfachheit halber wohl wesentliche Informationen zum Thema vorenthalten haben.

    Zauche und Teltow spielen auch eine wesentlich bedeutendere Rolle bei der Brandenburgwerdung als der Fläming, dessen magdeburgischen Teile erst 1680 und dessen sächsische Teile sogar erst 1815 unter Brandenburger Herrschaft gerieten. Und schon aus diesem Grunde wären die 3 Regionen es wert auch benannt zu werden.
    Lediglich 2 der in den Überschriften benannten Etappenziele liegen im Fläming, der Rest im Teltow.
    Rangsdorfer See und die Orte rundherum sind Orte des Teltow, Zossen ist ein Ort des Teltow, der Mellensee und die Anrainerorte liegen im Teltow und auch der Große Wünsdorfer See liegt im Teltow
    Zesch am See gehört naturräumlich vielleicht noch nicht zum Fläming, als Teil der ehemaligen Herrschaft Baruth kann man Zesch kulturräumlich aber beruhigt zum Fläming zählen. Baruth ist definitiv ein Ort des Fläming.
    Also, den Großteil Ihrer Tour waren sie nicht im Fläming unterwegs, sondern im Teltow. Und auch die im ausklingenden Verweis auf einen anderen Artikel unter „Ausflugszielen im Fläming“ benannten Orte Kloster Lehnin und Beelitz sind sowas von keine Orte des Fläming sondern liegen mitten in der Zauche.
    Beim zuvor geposteten schönen Kommentar von „Sigrid“ kann man als Brandenburger und Teltower schon ein wenig wehmütig werden.
    „das Allgäu, der Schwarzwald, die Schwäbische Alb“ – anders als bei de r Reiseregion Fläming ist alles, was unter „Allgäu“, „Schwarzwald“ und „Schwäbische Alb“ vermarktet wird auch wirklich aus dem Allgäu, aus dem Schwarzwald und von der Schwäbischen Alb. Zumindest hoffe ich das für die benannten Regionen, andererseits würde man ja auch dort mit völlig falschen Vorstellungen unwissend gelassen in der Landschaft herumstehen.

  2. Hallo ihr Zwei,
    habe ja schon urlange nicht mehr bei euch kommentiert. Radfahren war sicher nicht nur letztes Jahr eine super Alternative zum Verreisen, sie wird es auch 2021 sein, denn wo wollen wir hin in Zeiten der Pandemie und außerdem gibt es unwahrscheinlich viel zu entdecken – auch bei uns. Ich habe schon einen ganzen Berg Prospekte, Karten usw. gesammelt, um im Sommer wirklich ganz in der Nähe zu radeln, wandern, entdecken.
    Euer Bericht ist sehr schön, aber Brandenburg liegt zu weit weg für uns. Um so schöner die Fotos zu sehen. Ich bin nämlich auch dafür, möglichst wenig zu reisen, um die Umwelt zu schonen. Bei uns ist es dann halt das Allgäu, der Schwarzwald, die Schwäbische Alb. Alles recht nah und wunderschön!

    • Hallo Sigrid,

      schön wieder von dir zu lesen! Du sagst es: Wir sind auch schon dabei zu überlegen, dass Fernweh in diesem Jahr ganz zu pausieren und zum “Nahweh” zu machen, also nur in der eigenen Region zu reisen. Mal schauen, was 2021 bringt!

      Ganz liebe Grüße!
      John & Marc

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