Russland Reisebericht

Russland Reisebericht: Von Moskau zum Baikalsee

Wer sich für Russland als Reiseziel entscheidet, bekommt es mit einer bekannten Unbekannten zu tun. Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau zum Baikalsee erkundete ich das Riesenreich im Zug. Mein Russland-Reisebericht ist Auftakt für weitere Reisegeschichten aus Russland und verrät erste praktische Tipps für dein Abenteuer zwischen Pelmeni, Birkenwald und Zwiebeltürmen. Geschrieben von Marc.

Einstieg: Warum Russland?

Nachdem wir in den vergangenen Jahren bereits ↠ Baltikum↠ Balkan↠ Kaukasus sowie mit der Ukraine und Moldau große Teile Osteuropas bereist haben, war die Entscheidung für Russland als Reiseziel eine logische. Die historische wie auch gegenwärtige Rolle Russlands in diesen Regionen ist offenkundig, viele kulturelle Stränge führen zurück zur Sowjetunion oder gar zum Russischen Zarenreich.

Die meisten jener Länder führen heute eine mindestens ambivalente Beziehung mit Russland, auch ich selbst verfolge die russische Politik kritisch. Anders als bei anderen autoritär regierten Ländern, die wir in absehbarer Zeit wohl nicht besuchen werden, kam im Falle Russlands der gewisse Reiz dazu, mit eigenen Augen zu sehen, wie die Menschen vor Ort wirklich leben. Ich wollte mich bewusst mit meinen Vorurteilen konfrontieren. Und obendrein sprechen natürlich Reiseziele wie Moskau oder Sankt Petersburg für sich.

Russland Reisebericht
Typisch Russland, und doch entlang der Transsibirischen Eisenbahn nur über Umwege greifbar: eine Datschensiedlung bei Jekaterinburg.

Transsibirische Eisenbahn

Noch eine logische Angelegenheit: In der Ukraine, auf dem Balkan und im Kaukasus waren wir zuletzt häufig im Nachtzug unterwegs und lernten diese Art des Reisens lieben. Angesichts der schieren Größe des Landes konnte ich diese Vorliebe in Russland auf die Spitze treiben, zumal die Fahrt mit der ↠ Transsibirischen Eisenbahn zu meinen heimlichen Reiseträumen zählte.

Während meiner vierwöchigen Reise durch Russland verbrachte ich insgesamt sechs Nächte im Zug und legte zwischen Sankt Petersburg und Ulan-Ude, östlich des Baikalsees gelegen, mehr als 7.000 Kilometer zurück. Was für manche wie reine Strapaze klingen mag, entpuppte sich als großes Glück: Das Reisen im Zug ließ mich zum einen die riesigen Dimensionen dieses Landes realisieren und zum anderen Mal aufs Mal voll und ganz abschalten. Es ist die typischste Art, Russland zu bereisen, und wahrscheinlich ist es auch die schönste.

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Nicht immer sind die Züge der Russischen Eisenbahnen so modern wie dieser Nachtzug von Sankt Petersburg nach Moskau.

Russland-Reisebericht: Die Leute

Was hatte ich im Vorfeld nicht alles über Fahrten in der Transsibirischen Eisenbahn gehört! Um ein Saufgelage mit jeder Menge Wodka schien ich einfach nicht herumzukommen. Kam ich aber. Denn während der gesamten vier Wochen kam ich kaum mit Einheimischen in Kontakt, weder im Zug noch an den insgesamt acht Orten, in denen ich fernab der Gleise übernachtete. Russ:innen bleiben gerne für sich, so mein Eindruck.

Treffen sich etwa auf dem Balkan neugierige Reisende aus aller Welt, so blieben die russischen Tourist:innen in meinen Unterkünften zumeist abgeschottet in ihren Cliquen. Niemand schien sich für mich zu interessieren, und so wandte ich meine frischen Russischkenntnisse fast ausschließlich im Restaurant, im Supermarkt oder am Fahrkartenschalter an. Lag es an der Sprachbarriere? Ich glaube nicht. Zwar sprechen viele Russ:innen – übrigens ganz besonders in Moskau – kein Englisch. Doch andernorts, beispielsweise in Georgien, war es nicht anders, doch herrschte dort zumindest eine Grundbereitschaft, zur Not mit Händen und Füßen zu kommunizieren.

Russische Gastfreundschaft konnte ich so nur sehr selten genießen. Doch natürlich gab es Ausnahmen: Auf dem Weg von Jekaterinburg nach Nowosibirsk lernte ich ein älteres Ehepaar kennen, das mich beruhigte. Die Menschen aus Sibirien seien ohnehin freundlicher als jene westlich des Urals. Einer Aussage, der ich, wenn auch auf niedrigem Niveau, heute zustimme. Den ersten Plausch unter Tourist:innen hielt ich übrigens erst in Ulan-Ude – über 5.000 Kilometer östlich von Moskau. Zuvor waren auch westliche Reisende – trotz Fußballweltmeisterschaft – Mangelware.

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An lauen Sommerabenden zeigt sich Moskau insbesondere im Gorki-Park von seiner legeren Seite.

Russland-Reisebericht: Die Landschaft

Die Transsibirische Eisenbahn führt zwischen Moskau und Baikalsee nicht gerade durch atemberaubende Landschaften. Auch das ist logisch, denn wieso sollte ein derartig immenses Vorhaben in unwegsamem Gelände umgesetzt werden? Selbst der Ural macht rund um Jekaterinburg eine Pause. Und so beschränken sich die Highlights auf hügeliges Terrain rund um Krasnojarsk und Irkutsk, auf einige Flussüberquerungen, die panoramareiche Strecke entlang des Baikalsees, auf weite Steppen – teilweise mit Permafrostböden – und jede Menge Birkenwald.

Doch auch dieses – überspitzt ausgedrückt – “landschaftliche Nichts” macht eine Reise durch Russland zum Erlebnis. Mich zumindest ließ es eine weitere russische Dimension realisieren: So groß das Land auch sein mag, so dünn besiedelt ist es. Genau in dieser Abgeschiedenheit abseits der großen Städte liegt vielleicht ein Schlüssel auf der Suche nach der russischen Seele, auch wenn zum Verständnis dieser wohl eher ein wuchtiger Schlüsselbund nötig ist.

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Schnappschuss aus dem Fenster der Transsibirischen Eisenbahn, irgendwo zwischen Kasan und Jekaterinburg.

Russland-Reisebericht: Die Kosten

Russland ist ein günstiges Reiseland. Auch in Sankt Petersburg und Moskau lässt sich preiswert urlauben, ohne das Reisebudget großartig zu beanspruchen. Der Vorteil insbesondere der beiden Metropolen liegt darin, dass eine Low-Budget- genauso möglich ist wie eine Luxus-Reise. In jeder Großstadt gibt es anständige Hostels mit Preisen ab acht bis zehn Euro pro Nacht und Nase, gleichzeitig gibt es etliche Möglichkeiten, bzgl. Hotel oder Restaurant budgettechnisch auf die Kacke zu hauen (Stand: Juni 2018).

Insgesamt kostete mich die einmonatige Reise durch Russland circa 2.000 Euro, abzüglich Hin- und Rückflug sowie einem Inlandsflug von Irkutsk nach Moskau circa 1.600 Euro. Diese Ausgaben verteilten sich in etwa zu gleichen Teilen (je ein Fünftel, also 320 Euro) auf:

  • Übernachtungen
  • Zugtickets, ÖPNV
  • Restaurantbesuche
  • Einkäufe im Supermarkt
  • Sonstige Ausgaben (zum Beispiel Visum, Taxifahrten, Eintrittsgelder)

Übernachtet habe ich in der Regel in Hostels (circa 12 Euro pro Nacht), im Zug war ich überwiegend in der zweiten Klasse unterwegs – es geht also auch günstiger. Und richtig gelesen: Für die Fahrten mit der Transsibirischen Eisenbahn (sowie für die Strecken Moskau – Sankt Petersburg – Moskau und Moskau – Kasan) habe ich kaum mehr als 300 Euro ausgegeben, obwohl ich die Tickets jeweils vor Ort gekauft und nie länger als 22 Stunden im Zug verbracht habe. Etwas saftiger, aber im Vergleich zur Deutschen Bahn immer noch günstig, war lediglich die Fahrt im Schnellzug von Moskau nach Sankt Petersburg.

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Die Moskauer Metrostation Komsomolskaja ist ein beliebtes Fotomotiv, doch nicht alle U-Bahnhöfe sehen derart prachtvoll aus. Eine Fahrt kostet circa 80 Cent.

Russland-Reisebericht: Visum und Einreise

Reisende mit deutschem Pass benötigen ein Visum, um im Russland einreisen zu dürfen. Wie du ein Visum für Russland erhältst, ist ↠ hier sehr ausführlich beschrieben, weshalb ich an dieser Stelle nicht auf Einzelheiten eingehe. Dennoch führe ich im Folgende ein paar Dinge auf, die für deine Reiseplanung aus meiner Sicht sinnvoll sein könnten:

  • Ich beantragte mein Visum im zur Russischen Botschaft gehörenden Visa-Zentrum in Berlin. Die Kosten beliefen sich auf 80 Euro (einmalige Einreise, Touristen-Visum bis zu 30 Tage). Meinen Reisepass musste ich für die Bearbeitung für eine Woche abgeben.
  • Für das Visum benötigst du eine Einladung aus Russland, was im ersten Moment seltsam klingt. Es gibt jedoch einige kostenpflichtige Anbieter, von denen du problemlos eine Einladung erhältst. Meine Empfehlung ist ↠ Visa Service. Übrigens musst du im Vorfeld deine Reiseroute angeben, die du vor Ort jedoch nicht zwingend einhalten musst.
  • Wenn du in Russland in einer neuen Stadt ankommst bzw. übernachtest, bist du verpflichtet, dich amtlich zu registrieren. In der Regel übernimmt das deine Unterkunft, mitunter gegen einen kleinen Aufpreis (circa zwei Euro). Ich empfehle, das Thema registrazija beim Check-in proaktiv anzusprechen. In Jekaterinburg bekam ich obendrein eine ausgedruckte Bestätigung, die ich im Ernstfall der Polizei hätte vorlegen können. Diesen Wisch sollte man – laut Aussage der Hostel-Inhaberin – eigentlich immer bekommen, um ihn in der nächsten Unterkunft als “Beweis” vorlegen zu können. Jedoch wird dieses Prozedere – meiner Erfahrung nach – eher lasch gehandhabt.
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Moskau aus der Vogelperspektive auf dem Weg von Thessaloníki in die russische Hauptstadt.

Russland-Reisebericht: Die Route

Die insgesamt 26 Tage meiner Reise durch Russland teilten sich wie folgt auf:

  • Moskau, vier Nächte
  • Kasan, eine Nacht
  • Jekaterinburg, zwei Nächte
  • Nowosibirsk, eine Nacht
  • Krasnojarsk, zwei Nächte
  • Irkutsk, zwei Nächte
  • Ulan-Ude, zwei Nächte
  • Insel Olchon, drei Nächte,
  • Irkutsk, eine weitere Nacht
  • Sankt Petersburg, eine Nacht
  • Übernachtung im Zug, sechs Nächte

Allen planungswütigen Reisenden empfehle ich wärmstens, die Aufenthalte vor Ort spontan zu handhaben. Kleine Anekdote: In der Hoffnung, günstige Zugtickets zu ergattern, kümmerte ich mich bereits im Vorfeld via ↠ Russische Eisenbahnen um alle Fahrkarten. Für Kasan etwa hatte ich vier Nächte eingeplant, suchte jedoch bereits nach zwei Tagen das Weite. Das Gute: Die Online-Tickets der RŽD kannst du problemlos bis eine Stunde vor Abfahrt stornieren, das Geld wird zügig auf deine Kreditkarte zurücküberwiesen. Der Spontankauf war obendrein nicht teurer als der vermeintliche “Frühbuchertarif” (Stand: Juni 2018).

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Alle Stationen und Reiseberichte

Moskau

An Moskau hatte ich lange zu knabbern: Zum einen, weil ich dort locker zehn Tage hätte verbringen könnten, zum anderen, weil die Städte östlich der Hauptstadt nicht ansatzweise so viel Kultur, so viel Imposanz, so viel Dynamik, so viel Leben zu bieten hatten. Wenn du dich einmal damit abgefunden hast, dass Moskau keine Stadt für Fußgänger:innen ist, wirst du merken, dass Moskau eine perfekte Stadt für Fußgänger:innen ist. Vor allem in Verbindung mit dem gut ausgebauten Metro-Netz, mit dem du tausend Mal gesehene Quartiere schnell umfahren kannst. Mehr dazu in meinem ↠ Moskau-Reisebericht.

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In Moskau haben sich mehrere Fabrikgelände in Kunstzentren oder Coworking Spaces verwandelt, wie hier der sogenannte Rote Oktober. Manchmal wirkt die Hipness allerdings etwas zu gewollt.

Kasan

Auf Kasan hatte ich mich im Vorfeld der Reise besonders gefreut. Und wie das so ist mit hohen Erwartungen, wurde die Hauptstadt Tatarstans zur größten Enttäuschung. Der Kasaner Kreml mit der weltberühmten Kul-Scharif-Moschee ist schnell besichtigt. Die Stadt selbst mag im Aufwind sein, doch sie ist eben noch mitten drin. Ein Halbtagesausflug führte mich auf die Wolga-Insel ↠ Swijaschsk, die wohl oder übel ebenso schnell abgehakt ist. Am besten gefiel mir Kasan am nördlichen, ungeschliffenen Kasanka-Ufer – und im Streetart-Mekka Alafuzov Loft. Mehr dazu in meinem ↠ Kasan-Reisebericht.

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Der Kasaner Kreml vom gegenüberliegender Ufer der Kasanka aus gesehen, die hier in die Wolga mündet.

Jekaterinburg

Auf dem Weg von Moskau über Kasan nach Jekaterinburg durchquerte ich im Zug so viel Birkenwald, dass ich an der Grenze zwischen Europa und Asien die Gelegenheit nutzte, zum ersten Mal selbst einen Spaziergang zwischen schwarzweißer Baumrinde zu unternehmen. Und zumindest einen Hügel zu besteigen, wenn der Ural hier schon eine Pause macht. Jekaterinburg selbst und ich hatten zunächst ihre Schwierigkeiten miteinander. Doch ich gab der Stadt eine Chance, blieb noch eine Nacht länger, und konnte dem kühlen Charme der Stadt irgendwann doch noch etwas abgewinnen. Mehr dazu im Artikel über ↠ Jekaterinburgs Sehenswürdigkeiten.

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Jekaterinburgs wichtigste Sehenswürdigkeit, die Kathedrale auf dem Blut, wurde an jener Stelle errichtet, an der 1918 die russische Zarenfamilie ermordet wurde.

Nowosibirsk

Als drittgrößte Stadt Russlands und Hauptstadt Sibiriens ist Nowosibirsk gerade einmal 125 Jahre alt, und das merkt man ihr an. Gegründet wurde sie einst wegen des Baus einer Brücke für die Transsibirische Eisenbahn. Circa dreißig Jahre später begann der Ausbau zur sowjetischen Planstadt. Unweit des Stadtzentrums sowie am Ufer des Ob gibt es einige typische Holzhäuser aus der Gründungszeit zu begutachten, der Großteil der Stadt jedoch besteht aus hochgeschossigen Plattenbauten. Klingt nicht attraktiv, war es auch nicht. Doch Nowosibirsk geht mit seiner Hässlichkeit wenigstens offen und ehrlich um. Mehr dazu im Artikel über ↠ Nowosibirsks Sehenswürdigkeiten.

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Lenin-Statue in Nowosibirsk. Auf derartige Spuren des Begründers der Sowjetunion stößt du in Russland noch in fast jeder Großstadt.

Krasnojarsk

Die Bald-Millionen-Stadt am Jenissei ist die erste positive Überraschung meiner Russland-Reise. Der Jenissei war bis dahin der sauberste Fluss entlang der Strecke. Fast war ich sogar versucht, in seine stillen Wogen einzutauchen! Auf Tatyschew, einer Insel inmitten eines der längsten Flüsse der Erde und zugleich grüne Lunge der Stadt, verbrachte ich stille Stunden – eine willkommene Abwechslung zwischen all den Bahnfahrten. Nebenan liegt zudem der Stolby-Nationalpark, eines der wenigen landschaftlichen Highlights auf der Strecke zwischen Moskau und eben Krasnojarsk, das ohne lange, weitere Zugfahrten erreichbar ist. Mehr dazu im Artikel über ↠ Krasnojarsk und Stolby-Nationalpark.

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Der Stolby-Nationalpark bei Krasnojarsk ist wegen seiner Felsformationen landesweit bekannt, die besonders bei Kletterern beliebt sind.

Ulan-Ude

Die Hauptstadt Burjatiens besuchte ich eigentlich nur, um meine Russland-Reise nicht in Irkutsk enden zu lassen und damit die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn entlang des Baikalsees zu verpassen. Burjatien ist eine der Heimaten der buddhistischen Minderheit in Russland. Schnell zogen mich die Tempel mit ihren tausenden, farbenfrohen Gebetsfahnen in ihren Bann. Bei Iwolginsk unternahm ich außerdem eine Querfeldein-Wanderung durch karge Steppenlandschaft. Mehr dazu im ↠ Reisebericht aus Ulan-Ude.

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Der Rinpotsche-Bagscha-Dazan thront auf einem Hügel über der circa 400.000 Einwohner:innen zählenden Großstadt Ulan-Ude.

Irkutsk und Listwjanka

Es gibt so einige vermeintliche Schwestern von Paris auf der Welt, Irkutsk soll das “Paris Sibiriens” sein. Der Vergleich hinkt gewaltig, doch um die Ecke gedacht könnte an diesem Titel der einstigen Hauptstadt Sibiriens dann doch etwas dran sein: Schön ist sie, und man spürt so etwas wie Geschichte – etwas, was ich in Jekaterinburg und Nowosibirsk arg vermisste. Von Irkutsk aus unternahm ich außerdem einen ersten Ausflug zum Baikalsee. Der Great Baikal Trail beginnt in Listwjanka, entlang der Steilküste des tiefsten Sees der Erde wanderte ich bis zum abgeschiedenen Fischerdorf Bolschije Koty. Mehr dazu im Artikel über meine erste ↠ Wanderung am Baikalsee.

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Auf die charakteristischen Holzhäuser aus der Siedlerzeit triffst du in Irkutsk immer wieder.

Insel Olchon und Baikalsee

Olchon war mit Abstand landschaftlicher Höhepunkt meiner Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn, auch wenn hierfür eine vierstündige Busfahrt von Irkutsk in den Hauptort der Insel, Chuschir, nötig war. Zuvor hörte ich davon, dass Olchon ein Paradies für Radfahrer:innen sei. Nun, Olchon ist das ganze Gegenteil, meine beiden Radtouren ließen sich eher als Bootcamp beschreiben. Die größte Insel im Baikalsee ist besonders bei chinesischen Tourist:innen beliebt, die Einsamkeit von einst ist Geschichte. Und doch gibt es sie noch, die hellen Sandstrände, an denen Kühe weiden – und kleine Dörfer, an denen die Zivilisation auch in den nächsten Jahrzehnten nicht ankommen wird. Mehr dazu im Artikel über meine Erlebnisse auf ↠ Olchon.

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Die Westküste von Olchon fällt vielerorts flach in den Baikalsee hinab, wie hier vor der winzigen Insel Charanzy.

Sankt Petersburg

Nach einem siebenstündigen Inlandsflug von Irkutsk zurück nach Moskau blieben mir noch zwei Tage bis zu meinem Rückflug nach Berlin. Anstatt eine weitere Nacht in der russischen Hauptstadt zu verbringen, setzte ich mich in den Schnellzug vom Leningrader Bahnhof nach Sankt Petersburg und lernte so, wenn auch nur für ein paar Stunden, die für mich bis dato schönste Stadt Russlands kennen. So wenig Zeit verbrachte ich hier allerdings doch nicht: Das Schicksal wollte, dass ich eine der längsten Weißen Nächte des Jahres in der einstigen Kapitale verbringen durfte. Ich blieb also wach bis drei Uhr, ohne dass der Nachthimmel richtig dunkel wurde. Versüßt von einer warmen Tasse Glühwein. Mehr dazu in meinem ↠ Reisebericht aus Sankt Petersburg.

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Unwetter trifft auf Sonnenuntergang: ein Gänsehautmoment vor Einbruch der Weißen Nacht in Sankt Petersburg.

Das Video zum Russland-Reisebericht

Meine Reise durch das größte Land der Erde kannst du auch als Video nachverfolgen – ein Russland Reisebericht in bewegten Bildern quasi. Vier Wochen komprimiert in nicht mal zwanzig Minuten, nimm dir doch die Zeit, um die Vorfreude auf deine Reise nach Russland steigen zu lassen!

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Russland war meine erste Reise, die länger als drei Wochen dauerte, und die erste längere Reise ganz allein noch dazu. Auf der Suche nach mir selbst – oder besser gesagt: der Wiederentdeckung meiner Selbst – brachte mich Russland ein großes Stückchen näher. Und so schlagen beim Gedanken an Russland noch heute zwei Herzen in meiner Brust, ein Herz der vorsichtigen Zuneigung und eines der vielen ungeklärten Fragen.

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


2 Antworten zu “Russland Reisebericht: Von Moskau zum Baikalsee”

  1. Eindrucksvoll und inspirierend. Eine Baikalreise von Moskau mit der Transsibirischen zum Baikal und dem Flugzeug zurück ist auch mein Traum. Nur wie bekommt man einen deutsch sprechenden Reiseführer am Baikal?

    • Hallo Rainer,

      nur eine Idee: Vielleicht kann dir das Tourist Office in Irkutsk weiterhelfen? Hier dessen Webseite: http://irkvisit.info/

      Ansonsten bin ich vor Ort auch gut selbst zurecht gekommen. Von Irkutsk aus fahren zum einen Busse, aber auch Boote nach Listwjanka, von wo aus du zum Beispiel eine Tageswanderung auf dem Great Baikal Trail starten kannst. Von Listwjanka fahren weitere Boote ein Stück weiter nach Norden, wo Spaziergänge entlang der Steilküste möglich sind. Busfahrten auf die Insel Olchon organisiert so gut wie jedes Ho(s)tel. Es gibt mehrere Anbieter, die Reisende am Übernachtungsort abholen und bis nach Chuschir fahren. Die Artikel hierzu folgen peu à peu. 🙂

      Liebe Grüße
      Marc

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