Comer See Reisebericht

Comer See Reisebericht: Beschwipst von Varenna

Den Comer See kannten wir lange Zeit nur aus Bella, Lisa, Laura und Co. Bis wir schließlich mit eigenen Augen erlebten, was Dolce Vita am Comer See heißt: Palmen bei Blick auf die Alpen, marineblaue Wogen und das Können, trotz viel zu vieler Tourist:innen den Tag zu genießen. Geschrieben von Marc.

Comer See: Mit der Fähre von Como nach Varenna

Gewohnt sind wir diese Masse an anderen Reisenden nicht. Okay, es ist Juli. Doch verwöhnt von unseren ↠ Balkan-Reisen in den vergangenen Jahren, hatten wir vergessen wie es ist, wenige unter Hunderten zu sein. In Como, der größten Stadt am Comer See, hielt sich der Ansturm noch in Grenzen. Zumindest verteilte er sich besser auf die Gassen der Altstadt. In Bellagio, gelegen an der Spitze der charakteristischen Halbinsel des Lago, wurde es schon anstrengender. Hier auf der Fähre nach Varenna geht er uns langsam auf die Nerven.

Am schlimmsten sind die Klickgeräusche der Kameras, die mehrmals pro Sekunde unsere Trommelfelder in Wallung bringen. Das Schlimme daran ist nicht, dass alle dieselben verwackelten Fotos mit nach Hause nehmen, sondern dass unser Fokus mehr auf den anderen Tourist:innen liegt anstatt auf der Schönheit der Landschaft am Comer See.

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50 Shades of Blue: Blick zurück auf den Comer See auf dem Weg von Bellagio nach Varenna.
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Besonders an Sommerwochenenden füllen sich die Fähren am Comer See sehr schnell, deshalb unbedingt vorab die Fahrpläne checken.

Ankunft in Varenna

Als wir in Varenna ankommen, wenden wir einen altbewährten Trick an: Wir gehen dorthin, wo alle anderen nicht hingehen. Das hat uns zum Beispiel sogar in ↠ Dubrovnik geholfen, umgeben von Game-of-Thrones-Fans doch noch etwas Charme und Stille zu finden. Auf dem Weg nach Süden jedoch vereinigt sich der von uns eingeschlagene Weg wieder mit dem der anderen. Varenna schlägt uns ein Schnippchen.

Auf ein Neues. Am Abend suchen sich die meisten ein Plätzchen in einem der Lokale am Ufer. Wir verschwinden zunächst in den höhergelegenen Gässchen. Wir sind nicht die einzigen, doch zumindest erkennen wir die ersten Einheimischen. Was unsere Anspannung besonders löst, sind die Aussichten hinunter zum Comer See. Es ist eine Wonne, wie die tief stehende Sonne die ohnehin schon farbenfrohen Fassaden leuchten lässt, während weiter unten die Breva, ein thermischer Wind, die Wellen am Kai brechen lässt.

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Zum ersten Mal Erwähnung fand Varenna am Comer See bereits im Jahre 469, die lange Geschichte ist in jeder Gasse zu spüren.
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Am Abend taucht die untergehende Sonne Varenna in spektakuläre Farben.

Abendstimmung am Comer See

Bevor auch wir uns einen Tisch am Ufer des Comer Sees zum Abendessen suchen – ein schwieriges Unterfangen –, verlieren wir uns weiter in den Gassen von Varenna. Mal lächelnde, mal angestrengte Kellner:innen hasten durch ihre Lokale. Das abendliche Fernsehprogramm schallt aus den Fenstern. Vor der Kirche Chiesa di San Giorgio diskutieren zwei Pensionäre. Vielleicht reden sie auch einfach nur.

Die Sonne ist kurz davor, hinter den blau schwarzen Hängen über dem Comer See zu verschwinden. Plötzlich spazieren wir an einem Durchgang zum Ufer vorbei, von denen es in Varenna einige gibt. Die Enge der Gassen tauschen wir gegen die Weite der Landschaft, das unfreiwillige Beisammensein mit etlichen Anderen gegen einen Platz nur für uns zwei. Wir sind abgekapselt, und manchmal braucht man das, um die Kostbarkeit eines Ortes zu verinnerlichen. Eine Flasche Rotwein und zwei Gläser fehlen zum Glück. Wobei – an diesem Ort sind wir zwei beschwipst von Varenna.

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Hin und wieder öffnen sich die Gassen von Varenna in Richtung Ufer des Lago di Como.
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An Orten wie diesen lässt sich die Abendstimmung am Comer See besonders gut einsaugen.

In Kürze: Unser 1 THING TO DO am Comer See

Was? Bei einem romantischen Abend in Varenna die anderen Tourist:innen bei einem einfach mal auszublenden.
Wo? Varenna liegt am Ostufer des Comer Sees und ist entweder per Fähre, zum Beispiel ab Como oder Bellagio, oder mit dem Zug erreichbar, zum Beispiel ab Bergamo via Lecco. Den beschriebenen Durchgang zum Ufer findest du in der Nähe des Ristorante du Lac.
Wie viel? An sich: niente. Die Preise in den Restaurants für davor oder danach haben gehobenes mitteleuropäisches Niveau.
Warum? Um das Farbenspiel zwischen Himmel, Bergen und Wasser am Comer See in aller Ruhe aufzusaugen.

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Bötchen an der Mole von Varenna, das ingesamt etwa 700 Einwohner:innen zählt.
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Trotz aller Idylle ist Varenna übrigens verkehrstechnisch gut angebunden und nicht nur per Fähre, sondern auch per Zug erreichbar.

Reisebericht Comer See: Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten

Comer See ohne Auto: Die unten genannten sowie viele weitere Ortschaften am Comer See sind mit der Fähre erreichbar. Aktuelle Fahrpläne findest du hier. Am Ostufer des Comer Sees verkehrt außerdem eine Regionalbahn, die unter anderem Varenna und Lecco miteinander verbindet. Für die An- und Abreise mit der Bahn kommen die Bahnhöfe in Como und Lecco in Italien sowie Chiasso in der Schweiz in Frage. Zugverbindungen kannst du hier recherchieren.

Como: Der Klassiker

Kulturell schlägt Como jede andere Stadt am Comer See. Nur der Lago selbst zeigt sich hier – unserer Meinung nach – nicht von seiner allerschönsten Seite. Der mittelalterliche Reichtum der Region zeigt sich insbesondere in der Altstadt, aber auch an den Villen entlang der umgebenden Uferlinien. Gemeinsam mit einem Ausflug nach Brunate locker einen ganzen Tag wert, um alle ↠ Sehenswürdigkeiten am südwestlichen Arm des Comer Sees ausgiebig zu erkunden.

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Die Bauarbeiten für den Dom zu Como begannen Ende des 14. Jahrhunderts, noch heute ist er die markanteste Sehenswürdigkeit der Stadt.

Brunate: Die Ursprüngliche

500 Höhenmeter über Comer See gelegen, ist die Anreise nach ↠ Brunate bereits “part of the deal”: Eine 1894 in Betrieb genommene ↠ Standseilbahn ist noch heute in Betrieb und winkt mit einer guten Aussicht auf das sich immer weiter entfernende Como. Oben angekommen, warten neben einigen Ausflugslokalen stille Gassen und eine kurze Wanderung zum Leuchtturm Faro Voltiano. Einen ungetrübten Blick hinab zum Comer See gibt es allerdings nur selten. Dafür kannst du hoch über dem Comer See in Brunate Ruhe tanken, bevor du dich in die nächste volle Fähre setzt.

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Blick über Como, aufgenommen in der Standseilbahn nach Brunate.

Bellagio: Die Vielbesuchte

Das oftmals als schönster Ort am Comer See bezeichnete Bellagio liegt im Zentrum des Lago. Wie so oft vermiesen die Vorschusslorbeeren jedoch jegliche Idylle: Bellagio ist einfach zu beliebt. Zumindest im Sommer. Ein Ausflug mit der Fähre lohnt dennoch. Allein schon, um den Comer See einmal von der Wasseroberfläche aus zu erleben.

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Malerisch gelegen, befindet sich Bellagio an der Spitze der Halbinsel, welche die zwei südlichen Arme des Comer Sees trennt.

Lecco: Die Unterschätzte

Das knapp 50.000 Einwohner:innen zählende Lecco ist unser Geheimfavorit am Comer See. Etwas weniger frequentiert als Como, dabei aber mit einem unserer Meinung deutlich schönerem Panorama in Richtung Norden ausgestattet. Von Lecco aus brachen wir zum Wandern in Richtung Monte Resegone auf, auf dessen Wanderrouten zum Gipfel sich der große Trubel ganz gut verteilt.

Übernachtungstipp für Lecco: Die ↠ Villa del Cigno* mit einem sehr, sehr, sehr, sehr liebevollen und leckeren Frühstücksbuffet und einem wunderschönen Garten mit Sonnenliegen, auf denen du nachts einsam in die Sterne schauen kannst.

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Direkt hinter Lecco erhebt sich der markante Monte San Martino, davor ragt der Turm der Basilika San Nicolò in die Höhe.

Viele weitere Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten am Comer See findest du in den Reiseberichten auf ↠ Lilies Diary und ↠ Passenger on Earth. Wenn du Lust hast, auf deiner Reise zum Comer See noch etwas aktiver zu werden, dann schau dir doch mal unseren Artikel zum ↠ Wandern am Comer See an.

Reisen um zu reisen!
John & Marc

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Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


2 Antworten zu “Comer See Reisebericht: Beschwipst von Varenna”

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