An mehr als 300 Tagen im Jahr versteckt sich der Brocken hinter dichten Nebelwolken. Doch auch unsere Winterausflug auf den Brocken bescherte klare Sicht auf den Harz. Den Weg zum Gipfel meisterten wir nicht auf zwei Beinen, sondern mit der Brockenbahn. Bis wir auf dem Rückweg plötzlich bis zum Bauchnabel im Schnee versanken. Geschrieben von Marc.
Mit der Brockenbahn auf den Brocken
Ganz so romantisch, wie wir uns die Fahrt mit der Brockenbahn im Winter vorgestellt hatten, geht es hier an Bord nicht gerade zu. Dichtes Gedränge herrscht auf den kleinen Plattformen an den Enden der Waggons, auf denen wir uns den Fahrtwind um die Ohren säuseln lassen. Doch wer hier draußen einmal seinen Wunschplatz erhascht hat, gibt ihn so leicht nicht mehr her.
An Bord der Brockenbahn wackelt und klappert es unermüdlich, über unseren Köpfen zieht weißer Rauch hinweg. Trotz Handschuhen und Stirnband wollen unsere Glieder das Zittern nicht lassen. Der Fahrtwind tut den Minusgraden ein Übriges. Am liebsten würden wir permanent heißen Tee aus unserer Thermoskanne trinken. Doch es würden noch genug Momente warten, in denen wir die flüssige Wärmezufuhr dringender bräuchten.
Brockenbahn im Winter: Von Nordhausen zum Brocken
In Nordhausen, von wo aus wir mit der Harzquerbahn in Richtung ↠ Drei Annen Hohne starteten, schmolz der Schnee bereits langsam dahin. Inzwischen jedoch sind wir in der kleinen Ortschaft auf 540 Metern Höhe in die Brockenbahn umgestiegen und befinden uns auf kurvigem Weg durchs Harzer Winterwunderland.
Kilometerweit fuhren wir durch dichten Fichtenwald, dessen Nadelbäume Meter für Meter unter mehr Schneelast zu schnaufen schienen. Mittlerweile aber durchfahren wir immer wieder Lichtungen, über denen sich der 123 Meter hohe weiß-rote Sendemast auf dem Brocken in Richtung Wintersonne streckt. Der Hochharz ist eine karge Landschaft, die Baumgrenze unverhältnismäßig tief. Ein ungemütlicher Ort für einen Winterausflug.
Winter auf dem Brocken
Auf 1.125 Metern kommt die Brockenbahn zum Stehen. Beim Aussteigen erfasst uns eine steife Brise. Auf vereistem Boden fällt das Laufen schwer. Lange werden wir es hier oben nicht aushalten. Wir füllen uns einen Schluck heißen Tee ein, doch unsere Hände zittern so sehr, dass das meiste davon auf unseren Handschuhen landet und zu Eistee digitiert.
Zwischen den Schneemassen kämpfen wir uns zum Gipfel des Brocken vor, umgeben von einer arktisch anmutenden Szenerie. Schneemassen umschlingen dunkle Felsen, von denen jeweils nur die Spitze herausragt. Bäume sind erst in der Ferne zu sehen. Auf dem Brocken herrscht ein Klima wie auf Island, hatten wir vorab gelesen. An Ort und Stelle realisieren wir, wie viel Wahrheit dahinter steckt.
Winterwandern nach Schierke
Zeit, auf 1.141 Metern Höhe den Moment zu genießen, ist uns nicht gegönnt. Nach ein paar hektischen Blicken auf die umliegenden Hügel und ein paar verwackelten Selfies entschließen wir uns, ein Stück des Rückwegs vom Brocken zu Fuß zurückzulegen. Dieser Wintertag ist kurz, doch lang genug, um noch eine Wanderung einzuschieben und erst in Schierke zurück in die Brockenbahn zu steigen.
Die Sonne steht tief, doch abgeschirmt von den eisigen Winden verhilft sie zumindest ein bisschen dazu, dass uns eingepackt in Schal und Wintermantel wärmer ums Herz wird. Vor zwei Jahren legten wir den ↠ Weg vom Brocken nach Schierke in milder Frühlingsluft zurück. Die Felsen, die auf langer Strecke den Weg bilden, sind dieses Mal von Schnee bedeckt. Mal ums Mal kommen wir ins Rutschen. Steigende Temperaturen bringen um die Mittagszeit das winterliche Weiß zum Schmelzen, um wenig später wieder abzufallen und eine tückische Eisschicht zu hinterlassen.
Ein Winterabenteuer am Brocken
Um uns herum türmt sich der Schnee teilweise meterhoch, vor allem dort, wo Wind und pure Masse ihn von den Baumkronen gen Boden fallen lassen haben. Und da es bei uns nie ganz ohne Abenteuer geht, verlassen wir einmal den Weg, um uns im hohen Schnee auszutoben. Anfangs hält uns die Schneedecke noch, doch schnell sinken wir Schritt für Schritt Dezimeter für Dezimeter hinab. Bis wir bis zum Bauchnabel im eisigen Schlamassel stecken.
Der Weg zurück zum Wanderweg nach Schierke gestaltet sich schwierig. Um nicht weiter zu versinken, ist Vorsicht angesagt. Nachmachen nicht zu empfehlen – schließlich weiß man nie so richtig, was sich gerade unter den Schneemassen verbirgt. Doch ein Gutes hat dieser Anfall von Übermut: Durchgeschwitzt wandern wir die letzten Kilometer zwischen Brocken Schierke und lassen das Kältegefühl im Schnee zurück.
Brocken im Winter: Praktische Infos zur Brockenbahn
Aktuelle Fahrpläne sowie Informationen zu Streckennetz und Fahrpreisen der Brockenbahn findest du auf der Webseite der ↠ Harzer Schmalspurbahnen.
Unsere Route zum Brocken
Unseren Ausflug mit der Brockenbahn im Winter starteten wir am frühen Vormittag im thüringischen Nordhausen, von wo aus die Harzquerbahn in Richtung Drei Annen Hohne startet (Fahrtzeit: knapp zwei Stunden). Von Drei Annen Hohne aus verkehrt schließlich die Brockenbahn in Richtung Brocken (Fahrtzeit: etwa eine Stunde).
Für den Rückweg entschlossen wir uns, den Streckenabschnitt vom Brocken hinab nach Schierke zu wandern (Dauer: circa zwei Stunden). Ab Bahnhof Schierke ging es schließlich mit Umstiegen in Drei Annen Hohne und ↠ Eisfelder Talmühle zurück nach Nordhausen, wo wir erst nach Sonnenuntergang wieder einkehrten. Der Preis für Hin- und Rückfahrt von allen Stationen der Harzer Schmalspurbahnen zum Brocken beträgt 41 Euro pro Person (Stand: November 2017).
Unser erster gemeinsamer Gipfelsturm im Harz führte uns übrigens auf dem malerischen ↠ Heinrich-Heine-Weg zum Brocken. Falls dich das Winterfieber jetzt gepackt hat, findest du in unseren ↠ Winter-Ausflugszielen für Deutschland weitere Inspiration für deinen nächsten Kurztrip in der kalten Jahreszeit.
Reisen um zu reisen!
John & Marc