Gewiss, die Ostsee hat keine Palmen und auch keine Puderzuckerstrände zu bieten. Und doch zieht es uns beide jedes Jahr in Richtung Nordosten Deutschlands. Unser Usedom Reisebericht aus Ückeritz präsentiert ein 1 THING TO DO im frühen Morgengrauen nach feuchtfröhlicher Nacht. Und am liebsten würden wir es gleich morgen früh wiederholen. Geschrieben von Marc.
Morgens, halb sechs, auf Usedom
Es wird wieder hell. So richtig wollen sich meine Augen nach – für Usedomer Verhältnisse – durchzechter Nach noch nicht öffnen. Caipirinha und Radler tragen jedoch in mir einen letzten Kampf aus. Es geht ordentlich zur Sache. Glücklicherweise sorgt das sanfte Meeresrauschen vor unserem Zelt für ein deutlich friedvolleres Ambiente.
Ich bin wach. Mein Körper will sich eigentlich sträuben, das Zelt zu verlassen. Doch ich liege hier gerade an der Ostsee! Mit nur ein wenig Kraftanstrengung würde ich sie nicht nur hören, sondern auch vor mir sehen. Ich müsste nur den Reißverschluss unseres Zeltes öffnen, um zu sehen, wie sie sich in der Morgendämmerung in ein wonniges Violett gefärbt hat. Ich befehle Caipirinha und Radler, ihre Fehde zu beenden, fasse mir ein Herz und stecke meine Füße in den kühlen Ostseesand.
Ückeritz und der Geschmack von Glück
Da ist sie wieder. Wann wurde ich das letzte Mal so wundervoll für frühes Aufstehen belohnt? Der Himmel rosafarben, sogar die letzten Sterne der Nacht scheinen noch über mir zu funkeln. Hinter mir die grüne Steilküste von ↠ Ückeritz, vor mir nur die flache See und der weite Horizont.
Ostsee, das bedeutet an manchen Sommertagen Strände mit Badegästen wie die Sardinen in der Dose. In diesem Moment jedoch habe ich den gesamten Strand für mich allein. Weder links noch rechts von mir erspähe ich Störenfriede. Freiheit, ich kann dich greifen. Ich laufe in Richtung Brandung, fühle den Sand zwischen meinen Zehenspitzen knirschen. Ich atme ein und schmecke das Glück. Mein Leibgericht.
Ostsee bis zum Horizont
Während die leichte Seebrise meine Nase umsäuselt, tapse ich gemächlich ins Wasser. Die Ostsee ist in diesen frühen Morgenstunden ungewohnt warm. Zentimeter für Zentimeter gleite ich ins Wasser, den Blick stets in Richtung Horizont gerichtet. Ich krümme meinen Rücken, strecke meine Arme aus und lasse mich von den Wassermassen fangen.
Ich schwimme hinaus und lasse mich irgendwann nur noch treiben. Die Ostsee wird es an diesem Morgen schon gut mit mir meinen. Beim ersten Blick zurück glänzt unser silbernes Zelt im Licht der ersten Sonnenstrahlen. Winzig schlummert es in der Ferne vor der Usedomer Steilküste vor sich hin. In ihm tragen Caipirinha und Radler gerade den nächsten Kampf aus, und zwar in John. Wenn er wüsste!
Usedoms vielleicht schönste Seite
Manchmal sind es die einfachen Dinge, die uns von einer Reise oder einem Ausflug besonders in Erinnerung bleiben, die zu unserem 1 THING TO DO werden. Auf Usedom ist es die Belohnung, die die Ostsee all jenen verspricht, die ihr in der warmen Jahreszeit in den frühsten Morgenstunden einen Freundschaftsbesuch abstatten.
Berlin, Zugspitze, Oktoberfest, Reeperbahn: All diese deutschen Ikonen sind weit über die Grenzen hinaus bekannt. Dass es an den deutschen Küsten kilometerlange Sandstrände und malerische Küstenlandschaften gibt, das wissen außerhalb Deutschlands nur wenige. Die Ostsee hat keine Palmen zu bieten, auch nicht auf Usedom. Ihr Sand ist nicht aus Puderzucker. Auch türkisfarbenes Kristallwasser findest du hier nur nach längerer Suche. Doch die Ostsee hat Charakter. Sie ist kernig. Sie ist ein Stück Heimat.
In Kürze: Unser 1 THING TO DO für Usedom
Was? In der frühen Morgendämmerung in die Ostsee zu springen.
Wo? Im Prinzip eignet sich hierfür die gesamte Nordküste Usedoms. In Ückeritz bist du währenddessen jedoch mit großer Sicherheit ungestört.
Wie viel? Das Gefühl der Freiheit ist unbezahlbar, doch zahlen musst du hierfür nichts.
Warum? Um das Glück zu schmecken und die Einsamkeit zu genießen.
Noch mehr Reisegeschichten zwischen Usedom und Erzgebirge findest du in unserem Artikel über ↠ Urlaub in Ostdeutschland. Weitere Inspiration für deine Auszeit an der Ostsee geben wir dir außerdem in unseren ↠ Ausflugszielen in Mecklenburg-Vorpommern mit auf den Weg.
Reisen um zu reisen!
John & Marc
12 Antworten zu “Usedom Reisebericht: Weißt du, wie Glück schmeckt?”
Toller Beitrag – ich war selbst gerade auch mit Frederick (https://www.instagram.com/p/BORvRk9g5G0/?taken-by=frederick_bluebayouco) in Ückeritz! Wunderschön war es da und natürlich verdammt menschenleer. Absolut eine Reise wert, auch im Winter! 🙂
Ostsee im Winter wäre auch mal was, bisher haben wir uns immer nur im Sommer hinauf bequemt. 🙂
Ich kenne bisher nur die Nordsee und nicht die Ostsee – aber wenn ich das lese, weiß ich – ich gehöre dort in eine dicke Decke gewickelt, mit einem dicken Schmöcker in der Hand ans Wasser um auch das Glück schmecken zu können!
Wir wünschen schon mal guten Appetit! 🙂
Hallo John, hallo Marc,
danke, dass ihr mich durch ein Like eurerseits auf euch aufmerksam gemacht habt. Ich schau ab jetzt sicher öfter mal vorbei, denn in Europa und Deutschland will ich noch so einiges erkunden. Und euer Blog inspiriert total! Viele Grüße, Imke
Vielen lieben Dank, liebe Imke! 🙂 Etwas verspätet, wir waren ja gerade unterwegs. Liebe Grüße!
Ja, ich weiß wie Glück auf Usedom schmeckt: Nach Meersalz und ein bisschen nach Sanddorn. Und unter den Füßen fühle ich förmlich den weichen Usedomer Sand, wenn ich euren Beitrag lese.
Hamburgische Grüße, Marianne
Dann hast du auf jeden Fall einen ausgezeichneten Geschmackssinn! 🙂 Berlinerische Grüße zurück von John & Marc
Hi, schöner Artikel. 🙂 Ich bin ja öfter auf Usedom und kann das nur bestätigen. Für den Sonnenuntergang würde ich mal empfehlen ans Achterwasser zu fahren… einfach wunderschön…!
Viele Grüße
Tanja
Aaach, das gute Achterwasser. Immer wieder nehmen wir uns einen Spaziergang dort vor, noch hat es nicht geklappt. Nächstes Mal! Liebe Grüße
Wow, ein schöner Artikel und super tolle Bilder. Beeindruckend. Man bekommt gleich Lust auf die Ostsee.
Hallo John & Marc,
sehr cooler Beitrag und wieder ein Ziel, dass ich auf meine Liste schreiben muss 🙂
Liebe Grüße
Florian