Kopenhagen Silvester Winter

Silvester in Kopenhagen: Windy Winter Wonderland

Silvester in Kopenhagen, das bedeutete für uns die Quadratur des Kreises. Mit fünfzehn Freund:innen verbrachten John und ich die Silvesternacht in Kopenhagen – der Ruf von Silvester in Kopenhagen machte das Unmögliche möglich. Und bereitete uns windig schöne Wintertage in Dänemark. Geschrieben von Marc.

Im Bus von Berlin nach Kopenhagen

Unser Silvester in Kopenhagen startete um sechs Uhr morgens, als unser Bus die dänische Hauptstadt erreichte. Raus in die Kälte! Und das, obwohl wir gerade endlich einmal in Tiefschlaf gefallen waren. Sogar ich, der mit dem großen Segen bedacht wurde, hinter jener Dame im Bus zu sitzen, die ihren Sitz als einzige so weit nach hinten klappte wie nur möglich.

Die S-Bahn vom Hauptbahnhof zum Oesterport, in dessen Nähe wir unsere schmucke Unterkunft gebucht hatten, schafften wir auf die Sekunde. Doch solche Hektik war unsere Silvester-Gruppe bereits gewohnt: Innerhalb nur eines Vormittags musste sich alle entscheiden, ob wir Berlin zum Jahreswechsel gen Kopenhagen entfliehen oder nicht. Manchmal sind solche Stressmomente wohl nötig, um eine Menschenhorde ohne Hin und Her zu vereinen.

Silvester in Kopenhagen, oder: Flucht aus Berlin

Deutschlands Hauptstadt mag für viele Menschen weltweit ein Silvester-Ziel wildester Träume zu sein. Doch Berliner:innen selbst sind dessen oft und jerne überdrüssig. Ans Brandenburger Tor gehen Ur- und Neuberliner:innen ohnehin nicht. Kannste och im Fernseh’n kiek’n. Und da man zur Berliner Mitternacht entweder Gefahr läuft, im Böllerkrieg in Flammen aufzugehen oder in ewig langen Menschenschlangen vor den Clubs zu erfrieren, blieb uns nur eines: die Flucht.

Ausgelaugt und angefroren kamen wir in unserem Silvester-Apartment in der Store Kongensgade an, zu Deutsch Große Königsstraße, ganz in der Nähe von ↠ Frederiks Kirke und Schloss Amalienborg. Nach ein paar Stunden Nachholschlaf begannen wir flugs mit den Vorbereitungen für das Silvester-Dinner. Das Ziel: ein dem Anlass angemessenes Festmahl. Das Resultat: gelungen. Die Stimmung: entspannt, heiter – so ziemlich perfekt! Und je näher die Stunde Null rückte, desto näher rückte auch unser 1 THING TO DO für Silvester in Kopenhagen.

Jeg ønsker et godt nytår

Mit bester Laune im Gepäck machten wir uns auf den Weg zur Dronning Louises Bro, der ↠ Königin-Luise-Brücke, die unser Vermieter Jacob für die Silvester-Nacht in Kopenhagen empfohlen hatte: “Am Rathausplatz ist es zu touristisch”. Gesagt, getan. Auf dem Weg versuchte uns John den Satz “Jeg ønsker et Godt Nytår” (“Ich wünsche dir ein gutes neues Jahr!”) beizubringen. In zwei Dänischkursen hatte er sich das nötige Grundwissen angeeignet.

Glücklicherweise klingt das Dänische ohnehin etwas beschwipst. Aus verständlichen Gründen klang es daher irgendwann nicht mehr allzu ungewohnt, Jajönsgaetgottnujoa über die Lippen zu bringen. Vor allem natürlich nicht mit einem Tuborg in der linken und einer fröhlich wedelnden Dänemark-Fahne in der rechten Hand. Und so schaukelte sich die Stimmung mit jedem Jajönsgaetgottnujoa weiter hoch. Getrieben auch von den fröhlichen Dän:innen, die uns auf den Straßen begegneten und uns dabei ausnahmslos mit einem Lächeln beglückten.

Kopenhagen im Winter
Der Beweis, wie kalt es war: Selbst die Sprösslinge des Nil-Gottes an der Dronning-Louises-Bro griffen zur winterlichen Mütze.

Silvesternacht auf der Dronning Louises Bro

Urplötzlich trafen wir zwischen all den gut gelaunten Menschen auch noch den Gegenstand des Abends. Er war blau. Er war metallig. Und vor allem hatte er Räder. Und was für Räder! Irgendwo auf der Gothersgade in Richtung Brücke stießen wir auf einen blauen Rollwagen. Völlig allein gelassen stand er hier, mitten im dunklen Kopenhagen. Einsam und verschollen inmitten einer eisigen Silvester-Nacht. Ohne ein einziges Jajönsgaetgottnujoa! Wir fassten uns ein Herz und überredeten ihn ohne Probleme und Dänischkenntnisse, sich uns anzuschließen.

Der blaue Rollwagen entwickelte sich schließlich zum öffentlichen Verkehrsmittel in Richtung Königin-Louise-Brücke, mit dem wir abwechselnd durch die Silvester-Nacht fuhren. Auch wenn es hin und wieder Probleme mit diesen böswilligen Bordsteinen gab, kamen wir schließlich gute zehn Minuten vor dem Countdown am Ziel an.

Silvester in Kopenhagen
Gestatten? Das blaue Wunder von Kopenhagen.

Silvester in Kopenhagen: Das Finale

Die Bro war bereits gut gefüllt. Von einem Wagen am Nørrebro-Ufer ertönte dänischer Rap. Glückliche Stimmung, glückliche Menschen wohin man auch blickte. Und vor allem: Keine Idiot:innen, die Böller als Schreckmittel gegenüber ihren Mitmenschen nutzen. Und so waren auch wir vor allem eines: tatsächlich glücklich.

In Windeseile verabschiedete sich das alte Jahr – und meinte es dabei nur gut mit uns. Fem, fire, tre, to, en – und hopp! Denn in Dänemark ist es eine alte Tradition, zu Beginn des neuen Jahres in die Luft zu springen. Anschließend, in den ersten Sekunden des neuen Jahres, hatten wir natürlich einige Umarmungen zu erledigen. Selbstverständlich inklusive unseres neu gewonnenen Freundes, dem blauen Rollwagen.

In Kürze: Unser 1 THING TO DO für Silvester in Kopenhagen

Was? Um Mitternacht auf der Dronning-Louises-Bro ins neue Jahr zu hüpfen.
Wo? Die Dronning-Louises-Bro befindet sich in der Nähe des Bahnhofs Nørreport. Von hier aus sind es knapp zehn Minuten Fußmarsch in Richtung des Bezirks Nørrebro.
Wie viel? Nüscht.
Warum? Um in Kopenhagen entspannt und abseits der touristischen Silvester-Feiern ins neue Jahr zu starten.

Kopenhagen im Winter
Im Zusammenspiel mit der traditionellen Architektur versprüht Kopenhagen im Winter eine ganz eigene Atmosphäre.
Kopenhagen im Winter
Noch zu Silvester war natürlich auch Kopenhagen ohne Festbeleuchtung nicht vorzustellen.

Kopenhagen im Winter: Lieblingsorte und Sehenswürdigkeiten

Trendbezirk Nørrebro

Minusgrade, eisiger Wind, zitternde Körper: In den Tagen nach der Silvesternacht war es uns im winterlichen Kopenhagen oft einfach nur danach, von Café zu Café, oder von Chai Latte zu Ingwertee zu stürmen. Im Stadtteil Nørrebro fiel uns das besonders leicht: Hier findest du etliche Cafés zum Aufwärmen, mal hygge, mal skandinavisch schlicht.

Kopenhagen im Winter
Auf die hängenden Straßenlampen triffst überall in Kopenhagen, wie hier im szenigen Bezirk Nørrebro.

Schloss Amalienborg

Jedes Jahr am Neujahrstag lädt die Königsfamilie zum Neujahrsempfang auf ↠ Schloss Amalienborg. Während eines Stadtbummels am Abend wurden auch wir Zeug:innen davon, denn der zentrale Platz bleibt für Schaulustige geöffnet. Ein weiteres Highlight in Kopenhagen im Winter ist die Wachablösung, die jeden Tag stattfindet, solange die königliche Familie auf Amalienborg anwesend ist.

Freistadt Christiania

Seit 1971 existiert inmitten von Kopenhagen die ↠ Freistadt Christiania. Es handelt sich hierbei um eine staatlich geduldete autonome Gemeinde. Im Inneren von Christiania ist das Fotografieren verboten. Ein Grund dafür sind die öffentlichen Cannabis-Buden, an denen du auch im Winter ohne Probleme den einen oder anderen Joint erwerben kannst (Stand: Januar 2016).

Kanalviertel Christianshavn

Den Kopenhagener Stadtteil Christianshavn durchziehen mehrere Kanäle. Sie bilden zahlreiche kleine Inseln, die über Brücken miteinander verbunden sind. In Richtung Öresund geht es in Christianshavn recht industriell zu. Lagerhallen und Backsteinbauten erinnern an die lebendige Fischereizeit des Bezirks. Viele der Hallen sind längst mit neuem Leben erweckt worden. Auf der ↠ “Papierinsel” (Papirøen) etwa kommen auch Streetfood-Fans auf ihre Kosten.

Torvehallerne

Egal ob Smørrebrød, frische Nudeln oder handgebrühter Kaffee: Seit 2011 gehören die ↠ Torvehallerne zu den kulinarischen Hotspots von Kopenhagen. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Nørreport laden die Markthallen zum Einkauf frischer Lebensmittel und mehr ein. An den Blumen- und Pflanzenständen kommt sogar bei Eiseskälte ein bisschen Frühlingsstimmung im winterlichen Kopenhagen auf.

Nyhavn

Kopenhagens “neuer Hafen”, der ikonische ↠ Nyhavn, gehört definitiv zu den meist fotografierten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im Winter ist er ein Farbtupfer unter grauem, wolkenbehangenem Himmel und besticht mit seinen farbenfrohen Fassaden in Kombination mit maritimer Atmosphäre. Kopenhagen, wie man es aus der Apothekenzeitschrift kennt.

Fazit: Es war eine sehr schöne Zeit, die wir trotz kalten Winters in Kopenhagen verbringen durften. Aber eines ist sicher: Kopenhagen hat noch viel mehr zu bieten, weshalb wir sicher zurückkehren werden. Dann aber im Sommer, wenn die Zeit im Freien nicht mit kalten Ohren verbunden ist. Sollte es dir nun doch lieber nach einem milderen Reiseziel zum Jahreswechsel ist: Wie wäre es mit (Anti-)Silvester in Tel Aviv?

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Silvester in Kopenhagen

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


11 Antworten zu “Silvester in Kopenhagen: Windy Winter Wonderland”

  1. Das ist wirklich ein sehr interessanter Bericht.
    Dänemark steht noch auf der Liste der zu bereisenden Orte. Mit diesen Fotoeindrücken verstärkt sich der Wunsch nur noch weiter.

    Danke für die tollen Impressionen.

  2. ich hab das heuer auch probiert, silvester wo anders, weil es mir mit wien ähnlich geht wie euch mit berlin. das hat nicht ganz wunschgemäß geklappt, aber einen versuch war es wert 😉 euer essen sieht ja grandios aus! eure neue seite übrigens auch.

  3. Wie schön, dass der blaue Wagen nicht alleine blieb an Silvester… oder auch, dass es doch noch einige Kindsköpfe auf der Welt gibt 😉 Hört sich nach einem fabelhaften Abschied vom alten Jahr und gleichzeitig dem besten Start für das neue an!

  4. Haha, ein wunderbarer Bericht. Der Göttergatte und ich haben vor Jahren mal Dänisch gelernt. Die Sprache ist unaussprechbar ;-). Eine großartige Idee, dem Silvestertrubel in Berlin zu entfliehen und in der tollen Stadt Kopenhagen den Jahreswechsel zu verbringen. Wir waren auf der Insel Romo, dort war es ebenso entspannt. Ein gutes Neues!

  5. Haha, ein wunderbarer Bericht. Der Göttergatte und ich haben vor Jahren mal Dänisch gelernt. Die Sprache ist unaussprechbar ;-). Eine großartige Idee, dem Silvestertrubel in Berlin zu entfliehen und in der tollen Stadt Kopenhagen den Jahreswechsel zu verbringen. Wir waren auf der Insel Romo, dort war es ebenso entspannt. Ein gutes Neues!

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