Manchmal will man einfach raus. Raus aus Berlin! Spontan entschieden wir also uns für eine zweitägige Radtour in den Spreewald. Natur pur! Aber auch ein 1 THING TO DO, das uns ganz besonders in Erinnerung bleibt? Ein Rückblick auf unsere Spreewald-Radtour auf dem Hofjagdweg zwischen Berlin und Lübben – und darüber hinaus. Geschrieben von Marc.
Spreewaldkahnfahrt: Der Klassiker
Wir beginnen am Ende unserer Spreewald-Radtour, wo John und ich für ein paar Minuten die Hauptattraktion von Lehde sind. Zwar ist es im Inseldorf nichts Ungewöhnliches, dass alle paar Minuten ein Spreewaldkahn vorbei schippert. Ein wenig seltsam scheint es aber doch zu sein, dass da zwei junge Männer ganz alleine vom Kahnführer durch die Fließe gefahren werden.
Es wird getuschelt. Es wird gelächelt. Doch die schönsten Momente erleben wir natürlich dort, wo wir ungestört durchs saftige Grün treiben. Eine Wonne, dem melodischen Gezwitzscher der Vögel zu lauschen! Im Kanon musizieren sie mit dem Gequake der Frösche. Sanft fährt uns der Kahnführer mit seiner Stocherstange Meter für Meter durch die Arme der Spree. Unsere Augenlider werden schwer. Ein Tagtraum, der bitte – bitte! – niemals enden soll.
Tipp: Wenn du im Spreewald selbst aktiv werden möchtest, kannst du dir alternativ auch ein Paddelboot ausleihen. In Lübbenau haben wir gute Erfahrungen mit dem ↠ Kleinen Hafen am Mühlenwerk gemacht. Einfach online anmelden, pünktlich da sein und auf der Hauptspree in dein kleines Abenteuer starten.
Lehde: Das Ziel unserer Spreewald-Radtour
Bis 1929 war ↠ Lehde, ein Ortsteil von Lübbenau, einzig und allein über den Wasserweg erreichbar. Noch heute kommt auch die Post in der warmen Jahreszeit mit dem Spreewaldkahn. Die meisten der Grundstücke besitzen einen Briefkasten zur Wasserseite. Selbst ein Ortseingangsschild begrüßt uns, als wir während unserer Kahnfahrt zurück nach Lehde kehren.
Seine Lage macht das Spreewalddorf zu einem Anziehungspunkt für viele Reisende. Gerade an einem solchen Sonnentag! Neben einer Fahrt mit dem Spreewaldkahn gehören der Besuch des ↠ Freilandmuseums und des ↠ Gurkenmuseums für viele genauso zum Pflichtprogramm wie ein Stelldichein in einer der Gaststätten. Wenn du magst, kannst du dir hier sogar ein Glas Gurken-Radler gönnen. Im Spreewald darf man sich dem Stereotyp noch mit reinem Gewissen hingeben.
Tipp: Dass der Spreewald nicht nur Spree, sondern vor allem auch Wald ist, realisierten wir erst bei einem Spaziergang zwischen Lehde und Burg so richtig. Übrigens auch eine Möglichkeit, deine Spreewald-Radtour ab Lübbenau zu verlängern. Auf dem Weg überquerst du mehrere Fließe und kannst mit Leipe in einem weiteren, nicht ganz so überlaufenen Spreewalddorf Station machen. Mehr dazu in unserem Artikel über den ↠ Spreewald im Winter (geht aber auch im Sommer).
Auf dem Hofjadgweg in den Spreewald
Für uns war Lehde nur ein kleiner Teil einer zweitägigen Spreewald-Radtour, die wir auf dem Hofjagdweg ab Königs Wusterhausen südlich von Berlin antraten. Mit der Regionalbahn fuhren wir zunächst raus nach Schönefeld, von wo aus wir uns knapp 70 Kilometer gen Süden durchschlugen. Nach gut acht Stunden Radtour auf dem Hofjagdweg erreichten wir seine Endstation Lübben. Unsere Hintern glühten, es dämmerte bereits, und die blaue Stunde verlieh den farbigen Fassaden im Ortskern der Kreisstadt einen romantischen Anstrich.
Unweit der Hauptspree schlugen wir unser Zelt auf. In kühler Nacht ließ der grelle Vollmond die feuchten Spreewaldwiesen funkeln. Früh am Morgen ließen die ersten Sonnenstrahlen die Temperaturen im Zelt schnell wieder steigen. Glücklicherweise gibt es im Moment größter körperlicher Hitze kaum etwas Erfrischenderes, als mit nackten Füßen durch eine nasskalte Wiese zu spazieren! Mohnblumen, Honiggras, Löwenzahn: Am Ende des Hofjagdwegs hatten wir gefunden, wonach wir uns im Vorfeld unserer Spreewald-Radtour sehnten.
Der Gurkenradweg zwischen Lübben und Lübbenau
Von Lübben aus verlängerten wir unsere Spreewald-Radtour über den ↠ Gurkenradweg noch einmal um gute zehn Kilometer bis nach Lübbenau. Der gut ausgebaute Radweg führt entlang der Hauptspree nach Süden, insgesamt kannst du auf ihm 260 Kilometer zurücklegen und quasi jeden Zipfel des Spreewalds erstrampeln. Auf schnurstracks gerader Strecke zogen Kuhherden an uns vorbei, als befänden wir uns in einem Werbefilm für Biomilch. Fast schon wirkte die Umgebung auf uns befremdlich, so intakt schien die Natur hier noch zu sein.
Die Altstadt Lübbenaus wirkte an diesem frühsommerlichen Sonntagmorgen noch arg verschlafen. Einzig an der ↠ Bäckerei Bubner wurde schon Schlange gestanden. Zeit für eine Belohnung, von denen es auf so einer Radtour bekanntlich nicht genug geben kann. Wir genehmigten uns ein Schlemmerfrühstück – und natürlich ein grünes Eis. Geschmacksrichtung: saure Apfelringe. Immerhin kein Gurken-Eis. Und so blieb uns in Lübbenau, zwischen Bäckerei und Spreewaldkahn, Zeit für die Frage aller Fragen: Würden wir auf unserer Spreewald-Radtour noch ein neues 1 THING TO DO entdecken?
Tipp: Spreewald-typische Küche und die üblichen herzhaften Brandenburgischen Klassiker kannst du ein wenig abseits des Lübbenauer Trubels im ↠ Gasthaus Spreewaldeck genießen. Das ↠ Flaggschiff direkt am Großen Spreewaldhafen ist dagegen üblicherweise ziemlich überlaufen. Im Winter schmecken die Plinse hier bei muckeligem Ambiente aber besonders gut.
Spreewald-Radtour: Ohne Eile, ohne Hektik
Das 1 THING TO DO auf unserer Spreewald-Radtour aber hatten wir zu diesem Zeitpunkt längst erlebt! Nur wussten wir es nicht. Bestimmte Reisemomente entwickeln ihre Strahlkraft eben erst einige Zeit später. Das ist auch in diesem Fall ganz ähnlich. Ein kleiner Vergleich liegt nahe, um dir unser 1 THING TO DO für den Spreewald näherzubringen.
Dass wir unsere Spreewald-Radtour am Flughafen Berlin-Schönefeld begannen, war reiner Zufall. Die Regionalbahn dorthin war schlichtweg die erste, die uns in den Südosten Berlins brachte. Mit unseren Rädern mühten wir uns durch den Tunnel gen Terminal, umringt von Reisenden, die sich gleich mit dem Flieger blitzschnell nach Irgendwo chauffieren ließen. Und während ein Flugzeug auf der Landebahn zum Start ansetzte, begannen wir am Flughafengelände eben unsere Spreewald-Radtour. Ganz gemütlich. Ganz langsam.
Slow Travel auf dem Hofjagdweg
Während die Menschen in den Flugzeugen über uns nur sahen, wie sich Feld an Feld und Wald an Wald reiht, spürten wir auf unserer Spreewald-Radtour jeden Höhenmeter intensiv. Wir sahen, wie sich die Landschaft mit jedem Tritt in die Pedale wandelte – von den wehenden Gerstenfeldern um Königs Wusterhausen über lichte Kiefernwälder bis hin zu den saftigen Wiesen im Unterspreewald.
Wir konnten Rast machen immer dort, wo uns gerade danach war. Konnten uns auf einer Holzbank ausruhen, umringt von bunten Fischerbooten am Köthener See. Wir konnten durch eine verfallene Industriebaracke in den Wäldern um Groß Köris wildern. Konnten innehalten bei einem Rendezvous mit den eleganten Schwänen auf dem Inselteich bei Schlepzig. Wir konnten auf unserer Spreewald-Radtour einfach Dinge tun, für die wir in unserem Alltag allzu oft das Auge verloren haben.
In Kürze: Unser 1 THING TO DO im Spreewald
Was? Den Spree über den Hofjagdweg erfahren – im wahrsten Sinne des Wortes.
Wo? Eine Routenbeschreibung folgt weiter unten.
Wie viel? Die Spreewald-Radtour auf dem Hofjagdweg ist natürlich kostenlos, abgesehen von wahrscheinlich anfallenden Bahntickets für Mensch und Fahrrad.
Warum? Um die urbane Hektik für ein paar Stunden oder Tage hinter dir zu lassen – und aus deinem Ausflug in den Spreewald mehr zu machen als eine Kahnfahrt.
Hofjagdweg: Unsere Spreewald-Radtour im Überblick
- Gesamtstrecke: Rund 60 Kilometer (Route)
- Fahrzeit: Je nach Kondition zwischen bis zu acht Stunden. Inbegriffen sind Pausen, wobei wir uns hiervon nicht zu wenige genehmigten.
- Stationen: Schloss Königs Wusterhausen • Krummensee • Motzen • Groß Köris • Halbe • Märkisch Buchholz • Köthen • Groß Wasserburg • Schlepzig • Schloss Lübben
- Beschilderung: Die überwiegend gut ausgebaute Strecke des Hofjagdwegs ist gut beschildert – in Form eines Wildschweinkopfs.
Hofjagdweg: Start in Königs Wusterhausen
Vor unserer Radtour auf dem Hofjagdweg wussten wir nicht mal, dass Königs Wusterhausen ein ↠ Schloss besitzt. Ziemlich unklug, denn irgendetwas Königliches hat der Name ja schon. 1717 erhielt Wusterhausen seinen royalen Beinamen. In jener Zeit nutzte Preußens König Friedrich Wilhelm I. das Anwesen als Sommersitz und Jagdschloss. Der Hofjagdweg führt dich also durch das einstige Jagdrevier des preußischen “Soldatenkönigs”.
Über Krummensee nach Groß Köris
In Richtung Groß Köris durchfuhren wir pures Brandenburg – in all seinen Facetten. Zunächst reihte sich an Feld an Feld, die Gersten und Gräser tanzten im balladesken Takt der leichten Brise jenes milden Sommertags. Nach Krummensee wichen die Felder Kiefernwald. Plötzlich zweigte vom gut ausgebauten Radweg ein weiterer Weg ab. Eine bröckelnde Mauer verwies auf einen verfallende Industrieanlage, die sich Mutter Natur langsam zurückerobert. Gelegenheit für einen kurzen Fotostopp.
Von Groß Köris nach Märkisch Buchholz
In Groß Köris versorgten wir uns mit Wasser und Proviant, bevor wir in Halbe, der nächsten Stadt am Hofjagdweg, über den ↠ Waldfriedhof liefen, auf dem unglaubliche 28.000 Kriegsopfer begraben liegen. Der Großteil von ihnen kam im “Kessel von Halbe” kurz vor Kriegsende um, die Schlacht kostete mehr als doppelt so vielen das Leben. Eine Entdeckung in Märkisch Buchholz, einer der kleinsten Städte Brandenburgs, stimmte uns wieder fröhlich. “Uwe’s Videothek” begrüßte uns mit Ostcharme in Reinkultur – und natürlich mit Apostroph.
Von Krausnick nach Schlepzig
Mit dem ↠ Köthener See erwartete uns kurz danach ein weiterer Höhepunkt am Hofjagdweg. Auf einem Holzsteg umringt von Segelbooten mit Blick aufs Wasser hielten wir die nächste Rast, bevor uns der Hofjagdweg in Krausnick vor die Qual der Wahl stellte. Auf Schotterweg durch hügeliges Gefilde, oder doch lieber auf flacher Asphaltstraße nach Schlepzig? Unsere glühenden Hinter entschieden für sich selbst.
Kurz vor ↠ Schlepzig wurde uns schließlich bewusst, dass wir tatsächlich im Spreewald angekommen waren. Wir erblickten die ersten Fließe und setzen zu den letzten zehn Kilometern auf dem Hofjagdweg an. Aufgehalten wurden wir nur noch von einem leicht alkoholisierten jungen Mann, der in Schlepzig sein Geld damit verdiente, eine Schleuse zu bedienen. Bis zu 130 Euro macht er damit am Tag! Da kann man sich schon mal was gönnen.
Lübben: Ziel des Hofjagdwegs
Bevor wir in Lübben ankamen, durchquerten wir eine der schönsten Landschaften entlang unserer Spreewald-Radtour. Wir befanden uns inzwischen mitten im ↠ Biosphärenreservat Spreewald. Auf dem weiteren Weg schlängelt dich der Hofjagdweg durch eine nicht enden wollende Teichlandschaft. So richtig genießen konnten wir diese Etappe allerdings nicht. Es dämmerte schon leicht, die Mücken krochen aus allen Ecken. Entschlossen, uns aufzufressen.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir nach etwa acht Stunden ↠ Lübben, Kreisstadt der Region Dahme-Spreewald und gleichzeitig Zielort unserer Spreewald-Radtour. Nach einem zünftigen Schnitzel im Dodge City Saloon schlugen wir unser Zelt auf. Auf dem ↠ Spreewald-Campingplatz in Lübben kannst du übrigens sogar im Gurkenfass übernachten. Wussten wir doch, dass unser Spreewald-Artikel auch mit einem Stereotyp enden wird.
Auf den Geschmack gekommen? Weitere Inspiration für Trips rund um Berlin findest du in unseren ↠ Ausflugszielen in Brandenburg. Ein Radweg, den wir dir ebenfalls wärmstens empfehlen können, ist außerdem der ↠ Oderradweg ganz im Osten von Brandenburg.
Reisen um zu reisen!
John & Marc
13 Antworten zu “Hofjagdweg: Radtour von Berlin in den Spreewald”
Sehr schön inspirierender Artikel. Das Gute kann oft sehr nah sein…Ich hätte große Lust, den Spreewald mal zu erkunden. Leider ist es für mich aus München nicht der nächste Weg.
Wunderschöne Fotos! Unglaublich dass diese im Spreewald entstanden sind, sie laden sofort zum träumen ein! Am liebsten würde ich gleich hinfahren und losradeln!
Vielen Dank! Wir sind uns sicher, dass man einige solcher Kleinode überall finden kann – egal, wo man losradelt. 🙂
hihi, jetzt kann ich meinen senf dazu geben: das staksdings heißt rudel 😉 ich kenn mich aus. habt ihr schön beschrieben, ist auch nicht gelogen 😉 danke!
Danke für deinen informativen Zusatz! 🙂
Landschaft zum Träumen und Bilder, die so viel Ruhe ausstrahlen. Toll!
Liebe Grüße von
Elke
Danke und ein schönes Wochenende!
Was für ein schöner Bericht und die Fotos – zum Verlieben! Wirklich, ich liebe Naturfotos. Das mit den Gänseblümchen, aber auch diese Landschaft mit dem Weg, Getreidefeldern, Wolken …… Vielen Dank ihr beiden. Übrigens wollen wir im September mit dem WoMo (das 1. Mal im Leben) den “Osten” erkunden und da vor allem auch den Spreewald ansteuern bevor wir Richtung Schwerin weiter wollen. Mal sehen, ob das Wetter es gut mit uns meint, sonst geht’s dann doch irgend wo in den Süden. Liebe Wochenendgrüße schickt euch ☼Sigrid☼
Au ja, dann schon mal viel Spaß im “Osten”! Vom Elbsandsteingebirge bis raus nach Rügen gibt es garantiert genug zu entdecken. 🙂
Was für eine Idylle! Habe sofort Wieder Lust zum Zelten bekommen…
Was macht das Gurkenbier so grün? Farbstoff? Gurke?
Viele Grüße von Sabine
Wir konnten eben nur herausfinden, dass das Gurkenbier 2004 patentiert wurde. Der Gurkengeschmack ist sehr intensiv, aber ein bisschen Farbstoff ist sicherlich auch dabei… Liebe Grüße!
Hej,
Zeit, Muße, Fahrrad, Boot und Natur -eigentlich braucht es unheimlich wenig, um glücklich zu sein.
Mild-feucht-wolkige Grüße aus Hamburg von
Marianne
Alleinereisenjetzt.wordpress.com
Du sagst es!