Qobustan-Nationalpark Baku

Qobustan-Nationalpark: Das Reiseziel mit dem Blubb

Schlammvulkane, Erdgasteich und Steinzeitmalerei: Ein Reiseziel wie den Qobustan-Nationalpark gibt es weltweit kein zweites Mal. Inmitten der aserbaidschanischen Halbwüste blubbert es nur so vor sich hin, wo einst Steinzeitmenschen ihre Spuren hinterlassen haben sollen. Für das i-Tüpfelchen unseres Besuchs im Qobustan-Nationalpark sorgte aber eine Taxifahrt der besonderen Art. Geschrieben von Marc.

Beautiful Qobustan-Nationalpark

“Beautiful ekskursiya!”, sagt er und versucht es mit dem Hundeblick. Ja, wir haben die Zeit mit unserem Taxifahrer im Qobustan-Nationalpark genossen. Er hat sich auch redlich bemüht, uns wirklich jede Sehenswürdigkeit zu zeigen. Doch wir haben einfach kein Bargeld mehr! 40 Euro hat uns die “ekskursiya” zu diesem Zeitpunkt wohlgemerkt schon gekostet. Doch er gibt nicht auf: “Beautiful ekskursiya, beautiful!”

Die Taxifahrer im Süden von Baku sind mit allen Wassern gewaschen. Und sie sind gut vernetzt. Am Einkaufszentrum Binə Ticarət Mərkəzi, von wo aus Busse in Richtung Qobustan-Nationalpark starten, rief uns ein Busfahrer am Vormittag ein Taxi – ohne uns zu fragen. Wir weigerten uns und fuhren trotzdem mit dem Bus, in dem wir schließlich schon saßen. In Qobustan angekommen, hatte jegliches Widerstreben dann keinen Zweck mehr. Von Taxifahrern förmlich umzingelt, stiegen wir zu unserem “Guide” ins Auto, bis wir um uns herum nur noch heftige Wortgefechte hörten. Er hatte sich offensichtlich nicht an die Reihenfolge gehalten.

Qobustan Nationalpark Aserbaidschan
Nicht unser Taxi, aber eines von vielen, die Reisende zu den Schlammvulkanen beim Qobustan-Nationalpark bringen.
Qobustan Nationalpark Aserbaidschan
Die Schlammvulkane sind die wohl kurioseste Sehenswürdigkeit im Umland von Baku.

Schlammvulkane bei Baku

Letztlich war es eine gute “Entscheidung”, den Qobustan-Nationalpark sowie die nahegelegenen Schlammvulkane mit dem Taxi anzusteuern – anstatt beides zu erwandern. Dazwischen gibt es nichts als Steppe und Geröll, und die Wanderung bei 35 Grad im Schatten – ohne jeglichen Schatten weit und breit! – hätte Nerven und Kraft gekostet.

Fast die Hälfte der Schlammvulkane weltweit befindet sich in Aserbaidschan. Die Gegend um den Qobustan-Nationalpark ist geradezu ein Schlammvulkan-Mekka. Schlammvulkane an sich sind zwar gar keine Vulkane, doch sie weisen eine ähnliche Form auf. Aus dem Boden aufsteigendes Methan sorgt in Verbindung mit wassergesättigtem Schlamm für ein kurioses Naturschauspiel, das sich am besten mit folgendem Wort bezeichnet lässt: witzig.

Qobustan Nationalpark Aserbaidschan
Blubb! Ein Schlammvulkan in Action, im Hintergrund das Kaspische Meer.
Qobustan Nationalpark Aserbaidschan
Blubb! Die Schlammvulkane beim Qobustan-Nationalpark tummeln sich in mehreren Gruppen.

Qobustan-Nationalpark: Warten auf den Blubb

Im Rahmen unserer “ekskursiya” fuhr uns unser Guide zu zwei verschiedenen Gruppen von Schlammvulkanen beim Qobustan-Nationalpark. Überall herrschte gespanntes Warten auf den nächsten großen Blubb. Gerade als wir ankamen, geschah die wohl größte Eruption. Eine riesige Schlammblase stieg auf, platzte und ließ den Vulkankegel beinahe überlaufen. Großes Gekicher um uns herum. Witzig eben!

Auch wir beide waren aus irgendeinem Grund verzaubert von den Schlammvulkan-Babys unweit des Kaspischen Meeres. Irgendwie hatte es eine entschleunigende Wirkung, auf den nächsten und abernächsten Blubb zu warten. Glücklicherweise hatte es unser Taxifahrer gar nicht eilig und konnte sich auch selbst für das schlammige Treiben begeistern. Und dann noch der eine Schlammvulkan, der Schlamm wie ein kleiner Geysir in die Luft spritzte! Es klingt absurd – und das war es auch.

Von Erdgasteich und Erdölteich

Irgendwann aber konnten wir uns von den Schlammvulkanen doch noch lösen. Es galt schließlich weitere Stationen auf unserer “ekskursiya” zu entdecken, die unser Taxifahrer in petto hatte. Auf dem Weg zum eigentlichen Qobustan-Nationalpark ging es zunächst vorbei an weiteren Kuriositäten, die in unserem Guide den Lokalpatriotismus weckten.

Da wäre zum einen der Erdgasteich. Richtig gehört! Ein dreckiges, großes Wasserloch inmitten der Halbwüste, aus dem munter Erdgas nach oben blubbert. Beautiful! Zum anderen gab es noch einen Erdölteich zu begutachten. Oder besser gesagt eine Lache öligen Wassers. Beautiful! Unsere Liste an wunderschönen Dingen, die außer uns nur wenige bislang gesehen haben oder sehen wollten, wurde jedenfalls immer länger.

Qobustan Nationalpark Aserbaidschan
Was für ein Geblubber: Aus diesem Teich beim Qobustan-Nationalpark steigt Erdgas in den Himmel.
Qobustan Nationalpark Aserbaidschan
Wasserreflexion auf Aserbaidschanisch. Man beachte die schwarze Färbung des öligen Wassers.

Steinzeitmalereien im Qobustan-Nationalpark

Dabei hatten wir die eigentliche Attraktion im Süden von Baku noch gar nicht erlebt. Der Qobustan-Nationalpark gehört seit 2007 zum ↠ Weltkulturerbe, die in den 1930er Jahren entdeckten steinzeitlichen Zeichnungen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Aserbaidschan. Vom Parkplatz aus führt ein kurzer Rundweg entlang der bis zu 12.000 Jahre alten Steinzeitmalereien, die auf den ersten Blick übrigens schnell zu übersehen sind.

Die schroffen Felsbrocken lassen erahnen, dass das Gelände damals ganz anders ausgesehen haben muss. Forschende gehen davon aus, dass das, was heute wie ein großes, felsiges Durcheinander ausschaut, einst Höhlen waren. Weiterhin wird vermutet, dass es Skandinavier waren, die sich und ihre tierischen Freunde hier verewigt haben. Vielleicht fanden sie die nahegelegenen Schlammvulkane auch schon so witzig. Sollte die Erde damals überhaupt schon geblubbert haben.

Von Qobustan zurück nach Baku

Doch zurück ins Hier und Jetzt. Er hat schon recht, unser Taxifahrer mit dem Hundeblick. Wir könnten wirklich noch ein wenig Trinkgeld geben. Nicht die von ihm geforderten 100 Prozent, aber vielleicht immerhin zehn. Oder 20. Irgendwas! Doch wir brauchen unser letztes aserbaidschanisches Bargeld, um noch irgendwie zurück nach Baku zu kommen

“Beautiful ekskursiya!”, schaut er uns mit immer traurigeren Augen an, bis wir ihm statt ein paar Manat einfach einen Fünf-Euro-Schein und ein Zwei-Euro-Stück in die Hand drücken. Er beginnt unsere Lage zu verstehen – und lässt uns aussteigen. Glück gehabt. Nach kurzem ↠ Abstecher ans Ufer des Kaspischen Meeres vor Qobustan schauen wir an der Bushaltestelle die Handyvideos vom großen Geblubber an. Und kichern vor uns hin.

Qobustan-Nationalpark: Unser 1 THING TO DO für Baku

Was? Einen Tagesausflug zum Qobustan-Nationalpark und den nahegelegenen Schlammvulkanen zu unternehmen.
Wo? Der Qobustan-Nationalpark befindet sich etwa 60 Kilometer südlich der aserbaidschanischen Hauptstadt. Vom Zentrum Bakus aus geht es zunächst zur Endstation der Buslinien 5 oder 88. Von dort steigst du in Bus Nummer 195 in Richtung Ələt und machst dich am besten als Tourist:in beim Fahrer bemerkbar – er weiß dann schon, wo du raus möchtest.
Wie viel?
Für Bus- und Taxifahrt sowie die Eintrittsgebühr zum Qobustan-Nationalpark haben wir am Ende circa 50 Euro bezahlt. Heißt: Taxi teilen spart Bares.
Warum?
Um dich an einer winzigen Bedeutungslosigkeit im Niemandsland zu ergötzen.

Das bunte Treiben der Schlammvulkane beim Qobustan-Nationalpark kannst du übrigens auch im Video zu unserer ↠ Kaukasus-Reise nacherleben:

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Wenn Schlammvulkane vor den Toren Baku zu unserem 1 THING TO DO für die Hauptstadt Aserbaidschans werden, scheint uns Baku nicht allzu sehr überzeugt zu haben. Wieso eigentlich nicht? Mehr über unsere Zeit in Baku und Umgebung erfährst du in unserem ↠ Baku-Reisebericht.

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Qobustan Nationalpark Aserbaidschan

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


2 Antworten zu “Qobustan-Nationalpark: Das Reiseziel mit dem Blubb”

    • Ach komm, da gibt es weitaus “arrogantere” Artikel von uns, wenn man es denn so nennen mag. 🙂

      Liebe Grüße
      John & Marc

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