Judäische Wüste Eilat

Judäische Wüste: Entführung nach Eilat

Südlich der Großstädte Tel Aviv und Jerusalem prägen Israel die Judäische Wüste und der Negev. Kein Grund jedoch, den kargen Süden Israels außer Acht zu lassen. Unterhalb des Meeresspiegels warten in der Judäischen Wüste markante Gebirgszüge auf. Wenn du Lust hast, kannst du dich wie wir auch zum kleinen Preis nach Eilat am Roten Meer entführen lassen. Geschrieben von Marc.

Von Tel Aviv ans Tote Meer

Die Irrungen und Wirrungen, die wir in den Tagen zuvor in ↠ Tel Aviv und ↠ Jerusalem erleben durften, fügen sich nahtlos in das ein, was uns auf unserem Trip in die Judäische Wüste (auch: Wüste Juda) widerfuhr. Für unseren Ausflug ins staubige Nichts hatten wir uns einiges vorgenommen: ins Tote Meer springen, den Sonnenaufgang in Masada erleben und ein paar Stunden durch die Schlucht von ↠ En Awdat wandern. Bis auf den Sprung ins Tote Meer sollten wir am Ende nichts davon gemacht haben. Unser Entführer hatte entschieden etwas dagegen.

Das Gute an einer Israel-Reise ist, dass du für ein solches Ausflugsprogramm selbst in der Judäischen Wüste nicht auf einen Mietwagen angewiesen bist. Grund dafür ist die Busgesellschaft Egged. Jeden Tag fahren rund 3.000 grüne Egged-Busse auf über 900 Linien rund eine Million Fahrgäste durch das Land. Mit ein wenig Mühe kannst du mit Hilfe der Website sogar sein eigenes Ausflugsprogramm zusammenstellen. Und das auch noch zu günstigen Ticketpreisen.

Judäische Wüste Juda
Ein Ziel der Reise nach Israel: Der einstige Strand bei En Gedi am Toten Meer in der Judäischen Wüste.

En Gedi: Spaziergang durch die Judäische Wüste

Vom ↠ größten Busbahnhof Israels aus machten wir uns schließlich von Tel Aviv über Jerusalem auf den Weg durch die Judäische Wüste in Richtung En Gedi. Die Fahrt von Tel Aviv nach Jerusalem verläuft ziemlich unspektakulär über die Kwisch Echad (zu Deutsch Landstraße 1). Durch das Westjordanland führt die Straße zum Toten Meer Stück für Stück in Richtung des Meeresspiegels, was angesichts der ziemlich hügeligen Landschaft der Jüdäischen Wüste reichlich paradox anmutet.

Je näher jedoch das Tote Meer, desto flacher die Umgebung. Wobei selbst das kleine Wörtchen „flach“ hier zum Extremen tendiert, befindet sich das Salzmeer von Israel doch mit 411 Metern unter Normalnull am niedrigsten Punkt der Erdoberfläche. In ↠ En Gedi in der Judäischen Wüste angekommen, sollte uns der erste kleinere Lapsus unterlaufen. Statt am Strand am Toten Meer auszusteigen, fuhren wir eine Station zu weit hinauf zum Kurhotel. Aber was gibt es Schöneres, als bei 45 Grad im Schatten – welcher Schatten eigentlich – zwei Kilometer am glühenden Asphalt entlang durch die Wüste zu laufen?

Hinweis: Der Strand von En Gedi ist aufgrund sogenannter Sinkholes nicht mehr zugänglich!

Judäische Wüste Juda
“Stark” frequentierte Bushaltestelle in der Judäischen Wüste zwischen En Gedi und Masada.

Baden im Toten Meer: Wie die ersten Menschen

Schön war es hier am Strand, oder besser am Felsabhang von En Gedi, nicht. Aber darum geht es an diesem Ort in der Jüdäischen Wüste auch nicht. Im Zentrum steht neben dem ersten Schwimmen im Salzwasser vielmehr das Beobachten der anderen Badegäste. Viele hatten sich nicht hierher verirrt, wäre da nicht diese Horde Sachsen gewesen, die kurz nach uns am warmen Nass von Israel ankam.

Das muss man sich einmal vorstellen: Ich, gebürtiger Sachse, kann tagelang nicht ansatzweise entziffern, was ich da auf Hebräisch vor mir und mich herum lese. Plötzlich höre ich inmitten der Judäische Wüste urplötzlich etwa zwanzig Mal den Satz: „Orr, üsch gehä hior jaä goar nüsch undorr!” Köstlich auch, wie wirklich alle, die dem Wasser empor stiegen, partout nicht in der Lage waren, wie normale Menschen aus dem Wasser herauszulaufen. Eher benahmen sie sich wie das erste Lebewesen, das vor Abermillionen Jahren als erstes den Ozean in Richtung Land verlassen hatte. Uns eingeschlossen.

Judäische Wüste Juda
Klares, warmes Wasser bis zur anderen Seiten des Toten Meeres in Jordanien.

Von En Gedi nach Masada

Next Stop: Masada! Die ehemalige jüdische Festung liegt auf einem Tafelberg 400 Meter über dem Toten Meer und gilt bis heute als Schicksalsort des jüdischen Volkes. Am Ufer des Toten Meeres stiegen wir wie geplant in den Bus, bezahlten beim Busfahrer unseres Vertrauens für umgerechnet vier Euro die Tickets nach Masada, das nur rund 15 Minuten entfernt liegt. Der Bus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Angesichts der schnellen Strecke sollte das kurze Stehen jedoch kein Problem sein.

Um nach ↠ Masada zu gelangen, muss der Bus extra einen Abstecher von der Wüstenstraße 90 machen, um schließlich wieder zurück zur Hauptstraße zu fahren. Wenn der Busfahrer jedoch wie in unserem bescheidenen Falle niemanden aussteigen lassen möchte, dann muss er das natürlich auch nicht tun. Er ist schließlich der mächtige Herr des Egged-Busses! Und so kam es, dass wir nur eine Viertelstunde nach Kauf unserer Tickets weithin sichtbar für den Busfahrer trotz Abstecher ohne Stopp an Masada vorbeifuhren.

Judäische Wüste Juda
Einladend, oder? Das Tote Meer von seiner schönsten Seite.

Dann halt nicht

Die folgenden Minuten machten uns ziemlich nervös. Wir verließen uns bangend darauf, dass der Bus schon irgendwann einmal anhalten würde. Vielleicht würde sich der Busfahrer gleich auch einmal wundern, dass wir immer noch im Bus herumstehen. Doch wie in einem schlechten Spielfilm stieg während der kommenden Stationen rein gar niemand aus.

Inzwischen hatten wir natürlich auch mit der Idee gespielt, einfach zum Busfahrer zu gehen, um uns ehrfürchtig bei nächster Gelegenheit aussteigen zu lassen. Wäre da nur nicht die für uns in diesem Falle ziemlich ungünstige Geographie Israels gewesen: Israel besteht zu 60 Prozent aus Wüste, und zu diesem Zeitpunkt waren wir mittendrin in exakt diesen 60 Prozent. Wäre es also eine gute Idee gewesen, hier aus dem Bus zu steigen ohne zu wissen, ob zu dieser Uhrzeit überhaupt noch ein Bus zurück nach Masada fährt? Wahrscheinlich nicht.

Judäische Wüste Juda
Hat ja auch was: Entlang der Straße durch Judäische Wüste und Negev nach Eilat warten wunderschöne Landschaften.

Eilat: Ankunft am Roten Meer

Also sei’s drum: Wir machten es uns irgendwann einfach auf dem Boden im Gang des Busses „gemütlich“. Da wir in der Zwischenzeit über eine Stunde unterwegs waren, konnten wir eigentlich nur im Bus nach Eilat an der südlichsten Spitze Israels sitzen. Viel mehr kommt da unten ja nicht mehr. Allen anderen Fahrgästen war das natürlich klar. Wirklich niemand stieg während der Fahrt durch den Negev und seine farbig kargen Hügel mehr aus.

Nach vier Stunden Fahrt stiegen wir zu Beginn der Dämmerung schließlich erschöpft aus dem Bus. Doch um wenigstens etwas von unserem Spontantrip zu haben, sprinteten wir geradezu in Richtung Golf von Eilat, an dessen Kieselstrand wir uns bei immer noch 40 Grad Schattentemperatur endlich in die sanften Fluten stürzten. Unter diesen Bedingungen war sogar das 27 Grad warme Wasser eine wirklich willkommene Abkühlung.

Judäische Wüste Juda
“Ziel” erreicht: Sonnenuntergang am Golf von Eilat.

Drei “Meere” und zwei Ozeane binnen 24 Stunden

Anschließend machten wir es uns in einer Strandbar gemütlich, um typisch israelische Kost – Humus, Falafel und Co. – zu verspeisen. Glücklicherweise gab es in dem Lokal mit Blick auf die rotgefärbten Hügel der weiten Bucht freies WLAN, sodass wir uns in letzter Minute noch ein Apartment für die Nacht buchen konnten. Diese sollte nach ein paar Bier und ausgiebigem Spaziergang durch die Vergnügungsmeile jedoch erst spät beginnen.

Nach anfänglichem Groll begannen wir, uns die Situation schön zu reden. Und es gab auch allen Grund dazu: Keiner von uns beiden war jemals am Roten Meer, das streng genommen Teil des Indischen Ozeans ist. Und sieh’s mal so: Vom Mittelmeer zum Toten Meer zum Roten Meer, vom Atlantischen Ozean zum Indischen Ozean in weniger als 24 Stunden – Marco Polo und Co. hätten davon geträumt.

Judäische Wüste Juda
Golf von Eilat: Abschied am nächsten Morgen, die Berge zeigen schon Jordanien und Saudi-Arabien.

Auf unserer zweiten Reise nach Israel gelang es uns dann doch noch: Vom Strand am Toten Meer in ↠ En Bokek aus machten wir uns auf, den ↠ Sonnenaufgang in Masada zu erleben. Ob es sich tatsächlich gelohnt hat?

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Judäische Wüste Israel

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


6 Antworten zu “Judäische Wüste: Entführung nach Eilat”

  1. Hi,
    danke sehr für diesen aufregenden Reisebericht.
    Im April fahre ich nach Israel.
    Ich habe gerade überlegt, dass ich besser mit dem Bus als mit einem Mietwagen von Ein Gedi nach Masada fahren könnte. Nun muss ich allerdings eure Bus-Erfahrungen mal mitbedenken. Eilat statt Masada. Auch eine Erfahrung. Nur eigentlich interessiere ich mich mehr für Masada als für Eilat…

    Super, dass ich von eurem Blog vorgewarnt bin…
    viele Grüße aus Hamburg, Marianne

    • Uns ging es auch so, dass Masada natürlich im Vorfeld deutlich interessanter schien, und sehr wahrscheinlich ist es das auch. Aber aus dem Missgeschick entwickelte sich dennoch eine unvergessliche Story und im Roten Meer badet man ja auch nicht alle Tage. 😉

      Liebe Grüße!

      • Dieses vielfältige Land heisst Palästina! 1948 habt ihr deutsche die unerwünschten Juden dorthin vertrieben und diese wurden dort zu Flüchtlingen die dort das Land Stück für Stück beklagten:D jetzt stellen wir uns einmal vor dass die syrischen / ukrainischen/ Afghanischen und was auch immerschen Flüchtlinge dies hier in Deutschland ebenso machen würden ….

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