Georgien Erfahrungen Reisebericht

Georgien Reisebericht: Schön wieder zu Hause zu sein?

Selten hat uns ein Reiseziel so schnell aus dem Alltagstrott gerissen wie Georgien. Bereits nach wenigen Tagen hatten wir im Kaukasus so viel erlebt, dass sie uns wie eine Ewigkeit vorkamen. Und doch gab es diese Kleinigkeiten, die wir nach Rückkehr ins traute Berlin nicht vermissten. Oder vielleicht doch? Ein Blick zurück auf unsere Erfahrungen in Georgien. Geschrieben von John & Marc.

Georgische Gastfreundschaft

Die Menschen! Die Freundlichkeit! Die Gastfreundschaft! Als wir uns im Vorfeld über Georgien informierten, beschlich uns das Gefühl, im Kaukasus würden wir als Reisende in schwarzem Tee gebadet, mit Wein überschüttet und am laufenden Band mit fettigen Teigspeisen gemästet. Gleiches gilt für Armenien und Aserbaidschan, denen wir während unserer Reise mit ↠ Baku und ↠ Jerewan ebenfalls einen Besuch abstatteten.

Tatsächlich zeugen unsere Georgien-Erfahrungen von jeder Menge Gastfreundschaft. Auf dem neuerlichen Weg zu unserem Hotel in ↠ Batumi etwa wurde uns von einem Fremden ungefragt noch einmal ganz genau erklärt, wohin wir laufen müssten. Obwohl wir nur 200 Meter vom altbekannten Ziel entfernt waren! Scheinbar hatten wir jedoch einen Hauch von Unsicherheit in den Augen, der uns ausschauen ließ wie zwei verlorene Katzenbabys.

Georgien Erfahrungen
Aussicht aufs Schwarze Meer vor Batumi, Georgiens zweitgrößter Stadt nach Tiflis.

Kulturschock in Georgien

Manchmal ging uns auch die georgische Gastfreundschaft allerdings fast ein Stück zu weit. Es mag daran liegen, dass wir als Berliner derartige Freundlichkeit gar nicht mehr gewohnt sind. Vielleicht war es auch der berühmte Kulturschock. Zwar liegt Georgien je nach Definition in Europa – oder zumindest an dessen Ostgrenze. Doch damit eben auch ziemlich weit weg von Mitteleuropa.

Am letzten Abend etwa waren wir in Batumi auf der Suche nach einem Lokal, das Kreditkarten akzeptiert. Wir hatten kein Bargeld mehr und wollten kurz vor der Abreise auch keines mehr abheben. Wir fragten also vorab jeweils, ob wir mit Kreditkarte zahlen könnten – und trafen dank Sprachbarriere auf blankes Unverständnis. Ein Kellner kam gar auf uns zu und zerrte uns recht ruppig an den Armen zu einem Tisch. Was wahrscheinlich eine freundliche Willkommensgeste sein sollte, führte dazu, dass wir geradezu aus dem Lokal flüchteten. Wir waren schlichtweg mit der Situation überfordert.

Georgien Erfahrungen
Bei ↠ Chatschapuri handelt es sich um ein meist mit Käse gefülltes Brot – gerne auch als Imbiss für den “kleinen” Hunger zwischendurch.

Georgien-Erfahrungen: Die Sprachbarriere

Überhaupt führte die Sprachbarriere in Georgien, aber auch in den anderen beiden Kaukasus-Ländern, häufig zu Verständigungsproblemen. Für uns im Grunde nichts Neues: Insbesondere nach zwei ↠ Balkan-Reisen haben wir genug Erfahrung, uns mit Händen und Füßen auszudrücken. Doch immerhin zeigten die meisten Georgier:innen Bereitschaft, in unser wildes Rumgefuchtel einzusteigen, was beispielsweise auf Marcs späterer ↠ Russland-Reise nicht immer der Fall war.

Dennoch waren wir immer wieder erstaunt, dass mitunter nicht einmal das Wort “credit card” oder die synonym verwendeten Begriffe “Visa” und “Mastercard” verstanden wurden. Was manchmal zu skurrilen Situationen führte: Einmal wurde uns auf die Frage, ob wir mit “Visa” bezahlen könnten, kurzum entgegnet, dass es natürlich “Pizza” zu essen gäbe.

Georgien Erfahrungen
Sprachbarrieren bereitete nicht der mündliche Austausch, sondern auch das georgische Alphabet.

Georgien-Erfahrungen: Die Restaurants

Wir zwei sind (auf Reisen) geduldige Menschen. Hin und wieder sehen wir dann aber doch nicht ein, länger als 15 Minuten darauf zu warten, die Speisekarte vorgelegt zu bekommen. In Georgien hörten wir irgendwann auf zu zählen, wie oft wir wegen Nichtbeachtung einfach das nächste Lokal aufgesucht hatten. Kann in Berlin auch passieren, aber nicht in dieser Regelmäßigkeit. In Georgien ticken die Uhren langsamer.

Mit anderen Punkten hingegen fanden wir uns irgendwann ab. In vielen Restaurants, Cafés und Bars in Georgien folgte wenige Minuten nach Bestellung eine Entschuldigung, dass irgendein Getränk oder Gericht leider nicht verfügbar wäre. In gebirgigen Gefilden Georgiens, wie zum Beispiel in ↠ Mestia oder ↠ Kazbegi, dachten wir noch, dies läge an deren Abgeschiedenheit. Doch nein: Selbst in ↠ Tiflis erwartete uns oft das gleiche Spiel. Aber wir wollten doch ↠ Chinkali! Die Teigtaschen müssen zugegebenermaßen allerdings auch immer frisch gefaltet werden.

A propos Gebirgslandschaften: Im Kaukasus wanderten wir zum Beispiel von Mestia in Richtung ↠ Koruldi-Seen und Chalaadi-Gletscher sowie von ↠ Juta zum Chaukhi-Pass. Zwei unserer schönsten Erfahrungen in Georgien!

Georgien Erfahrungen
Auf Chinkali, die berühmten georgischen Teigtaschen, mussten wir leider besonders häufig verzichten.

Georgien-Erfahrungen: Die Kulinarik

Sollten wir dann doch bedient worden sein, wurden wir Mal für Mal zum Opfer unserer selbst. Die günstigen Preise suggerierten Mal ums Mal kleine Portionen, die sich letztlich gefühlt als Wochenration für eine vierköpfige Familie herausstellten. Leider wurden wir im Laufe der Zeit nicht schlauer. Serviert wurden zumeist fettige, teigige, fleischige und käsige Speisen. Selbst ein “chicken salad” besteht in Georgien gefühlt zu 50 Prozent aus Mayonnaise.

Bei wenigen Wochen Reisezeit und regelmäßig wechselnden Unterkünften fiel es schwer, sich gesund zu ernähren. Und wer wie wir die regionale Küche kennen lernen möchte, bestellt wohl kaum jeden Abend einen Caesar Salad. Obst und Gemüse für zwischendurch sollten zudem am besten gründlich abgewaschen werden. Was wiederum etwa auf einer stinkigen Toilette im Nachtzug wenig wert ist und deshalb oft zum Vitaminverzicht führte.

Übrigens: Da wir die georgische Küche nach unserer Rückkehr vermissen lernten, kochen wir inzwischen mit Vorliebe georgische Gerichte und laden Freund:innen einmal jährlich zu einem ↠ Supra ein. Inzwischen wissen wir, dass es auch jede Menge Salate und vegetarische Speisen gibt. Eine Extraportion Öl ist trotzdem in aller Regel dabei.

Georgien Erfahrungen
↠ Chkmeruli ist ebenfalls ein typisches Gericht georgischer Küche. Serviert wird Hähnchen – in der Regel in weißer Knoblauchsoße.

Hupkonzert im Kaukasus

Und wo wir gerade dabei sind: Abseits von Gastfreundschaft und Gastronomie lauerten vor allem in den stillen Örtchen von Georgien, Aserbaidschan und Armenien Ärgernisse. Wir verstehen zum Beispiel nicht, weshalb viele bereits dann wie wild an der Tür klopften, wenn wir noch nicht einmal die Hose runtergezogen hatten.

Genauso stressig: Die ständige Huperei im Straßenverkehr. Als würde es irgendwem irgendetwas nützen, auf die Hupe zu schlagen! Doch im Vergleich zu all jenen, die im Nachtzug eine ganze Packung Pistazien mit dem Mund aufknackten, war die Huperei in den Städten Georgiens beinahe schon wieder eine Wohltat für die Ohren.

Georgien Erfahrungen
Morgenstimmung am Busbahnhof von Kazbegi: Unser Fortbewegungsmittel der Wahl waren die “Marschrutka” genannten Kleinbusse, die viele Orte in Georgien miteinander verbinden.

Urlaub in Georgien: Eine Begegnung mit uns selbst

Wenn die Klospülung nicht funktioniert und du kurzerhand einen Wasserschlauch umfunktionierst. Wenn du nach elfstündiger Wanderung in einen frischen Kuhfladen stapfst. Du im stickigen ↠ Nachtzug von Tiflis nach Jerewan 30 Zentimeter neben gigantischen, fremden Füßen einschläfst. Dann wünschten wir uns insgeheim manchmal ganz, ganz kurz, wir mögen bald wieder zu Hause sein.

Aber eben nur ganz, ganz kurz: Trotz all der geschilderten Georgien-Erfahrungen realisierten wir vor Ort immer wieder, dass es gerade auch jene Kleinigkeiten sind, die das Reisen ausmachen. Oder besser: die das Abenteuer ausmachen. Es ist das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen, das Finden von Unterschieden, manchmal auch Gemeinsamkeiten. Aber auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Deshalb reisen wir – um zu reisen. Und das steht in einem Georgien-Urlaub ständig auf der Tagesordnung.

Georgien Erfahrungen
Ankunft in Jerewan: Die Hauptstädte von Georgiens Nachbarländern Armenien und Aserbaidschan erreichten wir jeweils im Nachtzug.

Georgien-Erfahrungen: Alle Reiseberichte aus der Kaukasus-Region

Hat da wer gemeckert? Sei’s drum. Wir sind eben auch nur Berliner. Natürlich haben wir in Georgien – und genauso in Aserbaidschan und Armenien – noch viel mehr erlebt als die geschilderten Lappalien. Wir sagen sogar: Georgien ist bislang das schönste Land, das wir bereisen durften! Die geschilderten Erfahrungen haben daran ganz sicher ihren Anteil. Was vor Ort manchmal gestresst hat, brannte sich am Ende doch in unsere Herzen.

Alle Reiseberichte unseres Kaukasus-Trips nach Georgien, Armenien und Aserbaidschan haben wir auf dieser Karte für dich zusammengestellt. Wir wünschen viel Freude beim Stöbern und Entdecken!

Google Maps

Mit dem Laden der Karte akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Google.
Mehr erfahren

Karte laden

PGlmcmFtZSBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3Lmdvb2dsZS5jb20vbWFwcy9kL3UvMC9lbWJlZD9taWQ9MWlPRURTQWhhWWVhSVJmWEN1VF90VU9Wb1h1ayIgYWxsb3dmdWxsc2NyZWVuPSJhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW4iPjwvaWZyYW1lPg==

Übrigens: Einige unserer 1 THING TO DOs in Georgien, Aserbaidschan und Armenien haben wir übrigens auch mit der Kamera festgehalten. Film ab!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGlmcmFtZSBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3LnlvdXR1YmUtbm9jb29raWUuY29tL2VtYmVkL1ItckhjdTVEWVBRP2NvbnRyb2xzPTAiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvd2Z1bGxzY3JlZW49ImFsbG93ZnVsbHNjcmVlbiI+PC9pZnJhbWU+

Du hast Fragen zu einem der drei Kaukasus-Länder oder hast deine ganz eigenen Georgien-Erfahrungen gemacht? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar unter diesem Artikel. Noch mehr zu unserer Zeit in Georgien, Aserbaidschan und Armenien findest du im Übersichtsartikel zu unserer ↠ Kaukasus-Reise – inklusive Hinweise zu unserer Route sowie einigen Spartipps aus erster Hand.

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Georgien Erfahrungen

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


11 Antworten zu “Georgien Reisebericht: Schön wieder zu Hause zu sein?”

  1. Georgien wird ja von der Mehrheit seiner deutschen Besucher offenbar in den Himmel gehoben. Gruppenzwang? Ich fand das Land nach 2 Wochen als Selbstfahrer einfach nur anstrengend, die meisten Gegenden abseits des Hochgebirges und der touristischen Orte langweilig (also nicht abwechslungsreich) und eher heruntergekommen. Echte Gastfreundschaft erlebt man z.B. auf dem Balkan, da kommt Georgien nicht heran. Was die Probleme der örtlichen Gastronomie betrifft, kann ich euch nur zustimmen.

    • Hallo Georg,

      seit unserer Reise nach Georgien sind mittlerweile drei Jahre vergangenen, wir sind noch mal gut rum gekommen in der (“östlichen”) Welt, aber Georgien ist immer noch unsere Nummer eins. Insofern kein Gruppenzwang in unserem Falle. 🙂 Wir waren allerdings nicht als Selbstfahrer unterwegs, dementsprechend aber entlang der üblichen Höhepunkte unterwegs und hatten das Glück, dass sich der Touristenansturm überwiegend in Grenzen hielt (Ende August bis Mitte September). Zu den von dort aus abgelegeneren Orten und Regionen können wir nichts sagen, nach dem nächsten Mal vielleicht.

      Liebe Grüße
      John & Marc

  2. Endlich mal ein Reiseblog, in dem auch kritisch berichtet wird. Gibt es viel zu selten unter den hunderten Lebe-Liebe-Lache Reiseblogs, die auch alle gleich aussehen und außer zig Links zu Affiliates keine Tiefe vermitteln.

    • Danke dir, lieber Dirk! Es ist eben nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen auf Reisen und das versuchen wir auch zu zeigen. Wäre sonst ja auch langweilig. 😉

      Liebe Grüße und weiterhin gute Reisen!
      John & Marc

  3. Lieber John, lieber Marc,

    mit besonderem Interesse gelesen, da ich erst vergangene Woche von einer vierwöchigen Georgien und Armenien Reise zurück gekommen bin. Und genau wie für euch ist Georgien eines meiner bisherigen Highlights. Aber gerade zum Ende gab es auch bei mir das eine oder andere, auf das ich mich sehr zu Hause gefreut habe. Ich finde, da ist auch gar nichts verkehrtes dran, in gewissen Momenten auf Reisen seine Heimat schätzen zu lernen.
    Besonders habe ich mich darauf gefreut, dass ich wieder selbst entscheiden konnte was auf den Teller kommt. Das schwere Essen mit viel Brot und Käse hat mein Magen mir manchmal übel genommen.

    Viele Grüße aus Mainz,
    Sarah
    P.s. Ich kenne kaum einen Reiseblog zu dem der Begriff kleinkariert weniger passt als zu 1thingtodo.

    • Danke dir, liebe Sarah! Für den lieben Kommentar und fürs richtige Einordnen des Artikels. 😅 Liebe Grüße!

    • Wenn du ein bisschen weiter durch unsere Georgienberichte stöberst, dann stellst du dir diese Frage nicht mehr. Georgien ist bislang eines unserer liebsten Reiseziele und wir werden eines Tages zurückkehren! So ein Reiseblog ist eben auch dazu da, spontane erste Eindrücke niederzuschreiben. Für alles andere gibt es Reiseführer. 😉

      Liebe Grüße!

    • Wir kündigen ja direkt zu Beginn an, dass es um Kleinigkeiten geht. Daher nehmen wir deinen Kommentar mal als Lob auf, da der Artikel in der Tat sehr kleinkariert ist und auch sein sollte. 😉 Die großen Erlebnisse findest du in etlichen weiteren Reiseberichten aus Georgien! Liebe Grüße ☺️

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert