Dubrovnik Reisebericht

Wie du Dubrovnik hassen lernst

Gerade noch hatten wir uns hochnäsig über die Tagestourist:innen in Kotor aufgeregt, da nahmen wir uns gerade mal einen halben Tag Zeit, Dubrovnik zu entdecken. Unsere Reise von Kiew zur Adria endete am dortigen Flughafen, und so nutzten wir die Chance, Dubrovnik zumindest oberflächlich kennenzulernen. Unser Dubrovnik-Reisebericht ist eine Anleitung, wie du Dubrovnik auf jeden Fall nicht besuchen solltest. Geschrieben von Marc.

1. Nimm dir so wenig Zeit wie möglich

Der Fehler liegt im System. Wir lieben es, möglichst viel Zeit an ein und demselben Ort zu verbringen. Da die letzte offizielle Station unserer zweiten Reise durch Südosteuropa jedoch ↠ Kotor hieß, unser Rückflug aber in Dubrovnik startete, blieb uns für die Perle an der Adria gerade mal ein halber Tag. Es sollte das i-Tüpfelchen unseres Trips werden. Ein Bonus, eine Belohnung. Doch streng genommen war dieser Plan die perfekte Bedingung, um Dubrovnik hassen zu lernen.

Dubrovnik Reisebericht
Vier auf einer Stange: Stille Beobachter am Pile-Tor, einem der Eingänge in die Altstadt des mittelalterlichen Dubrovnik.

2. Reise am Busbahnhof von Dubrovnik an

Von Kotor aus umrundeten wir im Reisebus einmal die komplette ↠ Bucht von Kotor und genossen an der Grenze zwischen Montenegro und Kroatien die Aussicht auf die teilweise steil hinabfallende Adriaküste. Dubrovnik schließlich erreichten wir am Busbahnhof, der rund drei Kilometer von der anvisierten Altstadt entfernt liegt. Ein nicht allzu perfekter Ort also, um unsere Erkundungstour durch Dubrovnik zu starten. Also hieß es Geld wechseln, Bustickets kaufen und in der Mittagssonne auf das nächste Gefährt zu warten.

Dubrovnik Reisebericht
Das Pile-Tor am westlichen Ende der Altstadt Dubrovniks besteht aus einem inneren und einem äußeren Tor.

3. Wechsle zu wenig Geld um

Unsere zweite Reise durch Südosteuropa startete in ↠ Kiew, wo wir für eine halbstündige Taxifahrt vom Flughafen zu unserer Unterkunft nur zwei Euro (!) zahlten. Mit jedem Kilometer gen Westen stiegen die Preise auf mitteleuropäisches Niveau an. Den letzten Preisschub gab es an der Grenze zwischen dem immer noch recht günstigen Montenegro und dem vergleichsweise ziemlich deftigen Dubrovnik. So richtig hatten wir das nicht auf der Rechnung. Und so wechselten wir viel zu wenig Geld, um hier auch nur ein paar Stunden über die Runden zu kommen.

Dubrovnik Reisebericht
Es gibt es, das authentische Leben in den Altstadtgassen von Dubrovnik. Es gilt: Rein in die Seitengassen, weg von den Menschenmassen.

4. Dränge dich durch die Massen

Am ↠ Pile-Tor angekommen, einem der zentralen Eingänge in die Altstadt Dubrovniks, sehnten wir uns alsbald nach Kotor und allen anderen Stationen unserer Reise zurück. Welch Menschenmassen! Selfiestangen und Flipflops, Bauchtaschen und Sandaletten. Die Backpack-Romantik der letzten Wochen war verflogen, als wir uns auf dem ↠ Stradun widerfanden, der größten Hauptstraße der mittelalterlichen Stadt.

Dubrovnik Reisebericht
Reisende drängeln sich durch die Hauptstraße Stradun rund um Franziskanerkloster und der Kirche Crkva sv. Spasa.

5. Kauf dir (k)ein Eis

Auf diesen Schock wollten wir uns in der spätsommerlichen Mittagshitze mehrfach ein Eis gönnen. Unsere wenigen Kuna jedoch waren bereits mit dem Kauf von Proviant und Getränke beinahe aufgebracht. Für eine Kugel Eis pro Person hätte es reichen sollen, aber denkste. Und als wären die Eisläden nicht schon überteuert genug, akzeptieren die allermeisten auch noch keine Kreditkarten.

Dubrovnik Reisebericht
Diese barocke Basilika ist die Kathedrale von Dubrovnik, ein 1713 vollendetes Schmuckstück im Osten der Altstadt.

6. Besuche nicht die Stadtmauern von Dubrovnik

Zweimal nahmen wir in Kotor Höllenqualen – ein bisschen Übertreibung mag erlaubt sein – auf uns, um dessen Festungsanlagen zu erklimmen. Ganze drei Euro bezahlten wir dafür. Und was kosten der Eintritt auf die ↠ Stadtmauern von Dubrovnik? 20 Euro (Stand: September 2016)! Ja, wir geben gerne Geld aus, um den Menschen vor Ort etwas zurückzugeben oder in die Instandhaltung von Kulturgütern zu investieren. Doch dieses Angebot empfanden wir ob der Unmenge anwesender Tourist:innen als reine Abzocke – und verzichteten.

Dubrovnik Reisebericht
Blick über die Stadtmauern der Altstadt: Gen Norden gewinnt Dubrovnik gegenüber dem Meeresspiegel an Höhe, sodass du auch ohne Ticket für Stadtmauern und Seilbahn einen Blick erhaschen kannst.

7. Entdecke streunende Katzen

Wir wollen es nicht beschreien, doch so langsam scheint dieser elende Katzen-Trend im Internet passé. Insofern müssen wir uns nicht schämen, an dieser Stelle Cat-Content unterzubringen. Denn: Sind Katzen nicht einfach ungemein süß – dutzi, dutzi, miau? Nun, der Anblick so einiger vierbeiniger Geschöpfe in den Straßen von Dubrovnik machte uns zu schaffen. Im Minutentakt schauten uns vereiterte Augen an, wenn sie denn überhaupt noch schauen konnten.

Dubrovnik Reisebericht
Katzen triffst du in den Gassen der Altstadt immer wieder, doch nicht jede sieht so lebendig aus wie diese hier.

8. Entdecke Dubrovniks “stille Ecken”

Wo viele Menschen sind, da treffen auch viele menschliche Bedürfnisse aufeinander. Dies betrifft in Dubrovnik nicht nur die Geltungssucht der Games-of-Thrones-Pilger:innen und Sprung-Selfie-Fetischist:innen, sondern offenkundig auch deren Blasen. Damit meinen wir nicht jene an den Füßen, sondern jene prall gefüllten Dinger, die für jeden Riechkolben spürbar an der ein oder anderen Ecke in den versteckteren Gassen geleert werden müssen. Dubrovnik, ein Reich für alle Sinne.

9. Setz dich in ein Touri-Lokal

John und ich haben insgesamt wahrscheinlich schon mehrere Wochen damit verbracht, selbst bei größtem Hunger an Dutzenden Lokalen immer und wieder vorbeizugehen, ohne uns für eines davon letztlich entscheiden zu können. Schlechte Laune und daraus resultierende zwischenmenschliche Konflikte inklusive. In Dubrovnik erging es uns nicht anders, bis wir uns außerhalb der Altstadt – man will ja nicht allzu touristisch speisen – ein Plätzchen suchten.

Im ersten Lokal, einer Pizzeria, hielt man es scheinbar nicht für nötig, uns zu bedienen. Also ging es für uns weiter ins Mimoza – welch passender Name zu diesem Artikel. Dort bestellten wir ob des äußerst abwechslungsreichen Menüs jeweils eine Portion Spaghetti Carbonara, ehe eine riesige Horde britischer Tourist:innen das Lokal flutete und unsere Bedienung niemals wieder gesehen ward.

Dubrovnik Reisebericht
Die gesamte Altstadt Dubrovniks gilt seit 1979 als Weltkulturerbe.

10. Ärgere dich über dich selbst

In Kotor erlebten wir, wie sich die Stadt gerade dann von ihrer schönen Seite zeigte, als die Tagestourist:innen von dannen zogen. Ist es in Dubrovnik genauso? Vielleicht werden wir es nie erfahren. Denn wer weiß, ob es uns eines Tages wieder dorthin verschlagen wird.

Versprüht Dubrovnik am frühen Morgen oder abends zur blauen Stunde das Flair, das wir insgeheim erwartet hatten? Geht es hier in der Nebensaison gemächlicher zu? Befinden sich die schönsten Orte gar nicht dort, wo wir sie vermutet hätten? Vielleicht sogar außerhalb der Altstadt? Und vor allem, wo versteckt sich unser 1 THING TO DO für Dubrovnik? Es ist im Nachhinein ärgerlich, dass wir diese Fragen ob der kurzen Zeit vor Ort nicht – und vielleicht sogar niemals – beantworten können.

Das Fazit zu unserem Dubrovnik-Reisebericht zumindest lautet, dass ein Tagesausflug nicht lohnt, um Dubrovnik und seine vielleicht irgendwo versteckte Magie zu entdecken. Fast sind wir gar geneigt zu sagen, dass unser 1 THING TO DO für die Perle an der Adria lautet, am besten gleich nach Kotor zu fahren und dort zu verweilen. Vielleicht kannst du uns helfen, uns eine Meinung über Dubrovnik zu bilden, welche die Oberfläche verlässt? Wir freuen uns auf deinen Kommentar.

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Dubrovnik Reisebericht

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


9 Antworten zu “Wie du Dubrovnik hassen lernst”

  1. Hallo Ihr 2!
    Nach unserem heutigen Besuch in Dubrovnik habe ich noch ein wenig im Netz gestöbert und bin auf Euren Thread hier gestoßen.
    Ihr sprecht mit aus tiefster Seele. Genau wie Ihr damals habe ich unseren heutigen Besuch empfunden. Schrecklich.

    Dubrovnik ist wunderschön und absolut einen Besuch wert, aber leider derartig überlaufen, dass es keinen Spass macht durch die Gassen zu schlendern und alles zu besichtigen.

    Vielleicht kommen wir noch einmal zu einer anderen Jahreszeit wieder, wenn es hier leerer ist.

    Viele Grüße und alles Gute aus Dubrovnik!

  2. Hallo Marc und John!
    Wir befinden uns gerade auf dem Weg von Dubrovnik zum Zadar-Archipel und haben uns über euren Bericht amüsiert, weil wir fast alle eurer Erfahrungen sehr gut nachvollziehen können.
    Dubrovnik ist ohne Frage eine schöne Stadt, aber Kotor und Budva in Montenegro sind genauso schöne Städte und wesentlich touristenfreundlicher.
    Auch wir haben leider negative Erfahrungen gemacht: Frauenfeindliche Beleidigungen und Demütigung, Abzocke durch Taxi, Gastronomie, Supermarkt und touristische Einrichtungen. Wir können anderen zustimmen, dass die Preise in keinem Verhältnis zur Leistung stehen. Ferner, erschien uns Dubrovnik alles andere als authentisch kroatisch. Schade, wo die Stadt doch so einen Hype genießt.
    Sollten wir nach einer Empfehlung gefragt werden, dann ist die Altstadt von Split und Šibenik definitiv einen Besuch wert. Beides wunderschöne Städte, auch in Dalmatien und freundliche Einheimische.
    Liebe Grüße,
    Patrycia, Sebastian und unsere Fellnase Ronja

  3. Ja, in der Saison muss es grauenvoll ein, ich kann es mir vorstellen. Und natürlich ist ein Tag zu wenig, um diese wirklich schöne Stadt zu erkunden. Wir haben in Cavtat gewohnt, das ist jetzt auch schon wieder ein paar Jahre her, sind morgens früh in die Stadt gefahren und waren spätestens um 11 Uhr wieder auf dem Rückweg, dann ging es.

    • Danke für deinen Kommentar, liebe Barbara! Corona hat einiges durcheinandergewirbelt und wir haben noch gar nicht reagiert. Ein Tag ist grundsätzlich immer zu wenig, besonders im Falle von Destinationen mit vielen Tagesgästen wie in Dubrovnik. So fehlen einem allein schon die Eindrücke am frühen Morgen und am späteren Abend, wenn es langsam ruhiger wird – in Kotor war das besonders auffällig. Wir haben aber große Lust, uns Kroatien einmal länger anzuschauen – vielleicht nutzen wir die Gelegenheit, um Dubrovnik anders, besser, länger kennenzulernen.

      Liebe Grüße und bleib gesund!
      John & Marc

  4. Ja, Ihr Lieben! Ich kann Eure Erfahrung 1:1 bestätigen. Es ist halt so wie überall auf der Welt mit dem Tourismus (dessen Teil man als Besucher ja selber ist): Wenn ein kleiner, schöner flecken Erde – und das ist Dubrovnik (nicht ohne Grund UNESCO-Weltkulturerbe) und Umgebung ohne Zweifel – zum Ziel massenhaften touristischen Verkehrs wird, verliert er seine Identität und wird zum Rummelplatz. Und der Massenzustrom von Besuchern weckt natürlich auch die Gier nach schneller Umsatzmaxinierung bei eineimischen Hoteliers, Restaurant-und Boots-Besitzern.
    Das Preisniveau – Stand September 2018 – steht nach meinem Empfinden auch in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zur gebotenen Qualität von Getränken/Speisen und Dienstleistungen (z.B. Bootsfahrten, Führungen etc.) und kann schon teilweise als “Abzocke” bezeichnet werden, selbst dann, wenn man nicht als ausgesprochender “Biligtourist” unterwegs ist. So haben wir z.B. für eine Tasse Cappucino in Dubrovnik umgerechnet 6 Euro, für ein großes Bier 7,50 Euro und für eine einfache Pizza ca. 14 Euro bezahlt; eine Bootsüberfahrt auf die dicht vorgelagerte Insel Lokrum (übrigens sehr schön!) kostete gut 20 Euro pro Person. Wer da mit Familie hinfährt, dessen Urlaubskasse wird in Dubrovnik schnell an Grenzen stoßen! Ich persönlich finde Dubrovnik traumhaft schön, würde die Stadt aber nur noch deutlich ausserhalb der touristischen Hochsaison besuchen wollen (Oktober/November oder April/Mai). Für einen Badeurlaub mit Familie in der Hauptsaison gibt es sicher geeignetere und deutlich preiswertere Urlaubsziele!

    • Danke für den Kommentar, lieber Bernd!

      Deine Erfahrungen scheinen sich ja sehr mit unseren zu decken. Eine unfassbar schöne Stadt, aber durch die Popularität geht einfach was verloren. Übrigens waren wir vor ein paar Tagen in Split, ein Stück weiter nördlich, und haben uns bzgl. der Touristenmasse sehr an Dubrovnik erinnert gefühlt. Wohlgemerkt am letzten Septemberwochenende. Am schönsten bzw. einsamsten sind die kroatischen Städteperlen also wohl in der Nebensaison der Nebensaison. 🙂

      Liebe Grüße
      John & Marc

  5. Wir hatten noch Punkt 11 auf der Liste: Handele dir eine Lebensmittelvergiftung ein und verbringe drei der geplanten vier Tage in Dubrovnik im Badezimmer der Ferienwohnung. 😉 Trotzdem hat uns die Stadt sehr gut gefallen, als wir sie denn endlich zu Gesicht gekriegt haben. Wir waren im Dezember da, hatten nicht mit zu vielen Touristen zu kämpfen. Aber bezüglich des Eises kann ich euch beruhigen: Das ist nicht so besonders in Kroatien, da habt ihr generell nix verpasst. 😉 (Ein paar Ausnahmen haben unsere Jungs zwar gefunden, aber nicht in Dubrovnik – wobei wir da auch nur eine Eisdiele getestet haben, aus oben genannten Gründen. Die Lebensmittelvergiftung stammte aber übrigens aus Neum, Bosnien, die haben wir importiert. Nur fürs Protokoll. 🙂 ).

  6. Ohhh, ich kann es so gut verstehen. Und dabei sind eure Bilder so zauberhaft (naja, von der Toilettenecke mal abgesehen *lach*). Wir waren gerade einen Tag in St. Petersburg. Es war die Hölle. Menschenmassssssssssssen. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Touristen auf einmal gesehen, nicht mal in New York oder San Francisco. Der Hammer. Es erschreckte mich auch, wie die Menschen eine Stadt besuchen. Bei uns hieß es, Knie und Schultern bedeckt für den Besuch diverser Kirchen usw. Dort standen dann Leute in Badelatschen, Sporthosen oder Trägertops neben uns… Nun denn, wenn einer eine Reise tut… Schade mit Dubrovnik, die Stadt hätte mich sehr gereizt, aber vielleicht ist es hier tatsächlich klug, weit in der Vor- oder Nachsaison – wenn möglich – zu reisen…

    Viele Grüße | Anni

  7. Ich bin dieses Jahr im April durch Kroatien gereist. Die offizielle Touristen-Saison fängt am 1.5. an und so konnte ich wunderschöne Strände und alte Gebäude ganz ohne Touristenmassen kennenlernen. Nach Dubrovnik bin ich damals nicht weiter, da dort gerade Dreharbeiten waren und ich absolut keine Lust darauf hatte, kann mir aber gut vorstellen, dass es dort ebenso wie in den anderen sehr touristischen Städten in der Nebensaison sehr ruhig ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert