Lissabon Reisebericht

Lissabon Reisebericht: Farben, Feste und Sardinen

Mein Lissabon-Reisebericht nimmt dich mit in eine Stadt für alle Sinne. Ihr mediterranes Klima, ihre beeindruckende historische Bausubstanz und natürlich ihre abwechslungsreiche Küche von frischem Fisch bis Lecker-Schmecker-Pasteis werfen die Frage auf: Wo bitte findet man in diesem Gute-Laune-Wunderland ein 1 THING TO DO, das aus allem auch noch heraussticht? Geschrieben von Marc.

Lissabon-Reisebericht: Auftakt in der Alfama

Überall Menschen, überall Musik, überall Farben. Wenn ich mich für diesen Lissabon-Reisebericht an meine Zeit in der portugiesischen Hauptstadt zurückerinnere, dann melden sich sofort alle meine Sinne. Köstliche Tapas, trockener Backfisch. Das golden-türkisfarbene Funkeln des gemächlich dahin fließenden Tejo. Die fröhlichen Gesichter tanzender Familien, wie sie im warmen Sonnenuntergang zu portugiesischen Rhythmen die Nacht begrüßen.

Dass mir Lissabon nach einigen Jahren noch immer derart lebendige Erinnerungen beschert, hat wohl seinen Grund. Ziemlich sicher hat das 1 THING TO DO aus diesem Lissabon-Reisebericht etwas damit zu tun. Es war immer da, sobald ich die Haustür verließ. Es verabschiedete mich in die Nacht. Und Mal ums Mal brachte es mich gar um meinen wohlverdienten Schlaf nach Tagen voller Eindrücke, Gefühle und Fußmärsche.

Lissabon Reisebericht Alfama
Während meines Besuchs im Juni war das Altstadtviertel Alfama festlich geschmückt.

Lissabon, eine richtige Hauptstadt

Lissabon ist mit etwa einer halben Million Einwohner:innen politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Portugals. Eine richtige Hauptstadt eben. Sie liegt auf sieben Hügeln, die auf einem ausgiebigen Spaziergang keineswegs zu unterschätzen sind. Den Höhenunterschieden verdankt Lissabon eine Besonderheit: Um nämlich die knapp 50 Meter zwischen den Innenstadtbezirken Baixa und Chiado zu überbrücken, wurde 1901 der Personenaufzug ↠ Elevador de Santa Justa erbaut.

Nicht allzu weit davon entfernt liegt die ↠ Alfama, ein Stadtteil, den man inmitten so viel Historie dennoch als Altstadt von Lissabon bezeichnen kann. Wie durch ein Wunder blieb das Quartier beim großen Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 beinahe unversehrt. Der Gnade der Plattentektonik ist es zu verdanken, dass dieses hügelige Labyrinth aus verwunschenen Gassen, kleinen Plätzen und den immer wieder zwischen den Fassaden aufblitzenden Tejo-Panoramen seinen altertümlichen Charme bewahren konnte.

Alfama: Wenn farbenfroh nicht bunt genug ist

Man möge mir nachsehen, dass ich angesichts dieses Verwirrspiels nicht mehr genau weiß, in welchem Hinterhof von Lissabon ich damals nächtigte. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich Jahre später auf die wahnwitzige Idee kommen würde, einen Reiseblog zu starten und darauf einen Lissabon-Reisebericht zu veröffentlichen. Eines jedoch weiß ich noch ganz genau: Die Alfama war bunt, als sie mich willkommen hieß. Und beinahe schien sie noch farbenfroher, als sie mich wieder verabschiedete!

Feierliche Wimpelketten überspannten ganze Hinterhöfe und Gassen. Herausgeputzte und mit viel Liebe fürs Detail dekorierte Balkone zogen zwanghaft meine betörten Blicke auf sich. Und aus den Fenstern hingen Trachten, die mit dem Wort “farbenfroh” einfach nicht quietschig und fröhlich genug beschrieben wären.

Das ewige Lächeln von Lissabon

“Ist das hier der normale Alltag?”, begann ich mich zu fragen. Schläft diese Alfama denn nie? Als ich morgens aufwachte, säuselten bereits die ersten folkloristischen Klänge durch meine Ohren. Und als ich mich abends schlafen legen wollte, spielten sie noch immer ihr Lied über Friede, Freude und – Pasteis de Nata. War ich in einer Welt gelandet, in der Probleme einfach konsequent weggelächelt werden?

Kein Wunder, dass sich durch diesen Lissabon-Reisebericht ein innerliches Wohlgefühl zieht. Ob auf einer obligatorischen Fahrt mit einer der pastellgelben Straßenbahnen durch engste (und zwar wirklich enge!) Gassen. Ob beim Verschlingen des zweiten Tellers der wirklich leckeren ↠ Pasteis aus Belém (ziemlich touristisch, aber ziemlich geil). Ob beim stillen Staunen über die Ausblicke auf die Dächer Lissabons von einem der zahlreichen Miradouros. Immer wusste ich, dass ich abends wieder Einkehr halten würde in das pulsierende Alfama-Leben. Mein Gute-Laune-Wunderland.

Lissabon Reisebericht
Köstlich! Wer die Pasteis de Belém probieren will, muss Schlange stehen und sollte nicht allzu viel Urigkeit erwarten. Doch es lohnt sich (auch der zweite Teller).
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Aussicht vom Miradouro da Graça. Im Hintergrund die zweite große Brücke Lissabons, die Ponte 25 de Abril.

Lissabons Sardinen-Fest

Mal wieder also ein schwer definierbares 1 THING TO DO als Moral der Geschicht? Ein Gefühl? Nicht ganz. Sicherlich gehört die Alfama ganzjährig zu den schönsten Vierteln Lissabons. Und doch hatte ich das Glück, seine besonders quirlige Seite ganz zufällig im Rahmen des ↠ Sardinen-Festes kennen zu lernen, das Jahr für Jahr im Juni stattfindet. In dieser Zeit feiert quasi ganz Lissabon seinen geliebten Schutzpatron, den Heiligen Antonius.

Zu meinem Glück dauern die Feierlichkeiten mehrere Tage an. Und wie es der Zufall will, wurde António eben genau hier in der Alfama geboren, was der Feierwut an Ort und Stelle besondere Würze verleiht. Diese Würze kannst du in diesem Zusammenhang übrigens gerne wörtlich nehmen: Während des Straßenfestes siehst du überall improvisierte Verkaufsstände und Schänken mit Holztischen und -bänken, an denen frisch gegrillte Sardinen verkauft und gegessen werden.

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Muss man mögen, gehört bei einem Alfama-Besuch aber eigentlich dazu. Vor allem im Rahmen der Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Antonius. Credits: ricardo, “Sardinhas!”, Flickr
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Während des Sardinen-Festes findet man in der Alfama an etlichen Orten improvisierte Verkaufsstände, wo Anwohner nicht nur kulinarische Köstlichkeiten anbieten. Credits: ricardo, “Festa”, Flickr

Adeus, Lissabon: Die Sardinen warten auf mich

António nämlich hatte zu Lebzeiten der Legende nach einen richtig guten Draht zu jenem fischigen Pizzabelag namens “Sardinen”: Sie waren die einzigen, die sich seinem Leid annahmen, ihre Köpfe aus dem Wasser streckten und geduldig zuhörten – so die absolute Kurzform der Geschichte. Grund genug jedenfalls für die Einheimischen, tagelang durchzutanzen, ihr Viertel bunt zu schmücken und wahrscheinlich kiloweise Sardinen zu verschlingen, die auf dem Grill liegend ihrer empathischen Seite jedoch wahrscheinlich beraubt werden.

Buntes Getümmel und ein schier nicht enden wollendes Gemurmel auf den Straßen. Ein Farbenspiel, das mich sofort in seinen Bann zog. Pure Lebensfreude! Ziemlich wohlklingende Zutaten also für ein 1 THING TO DO, nicht wahr? Denn auch wenn ich erst im Rahmen der Recherche für meinen Lissabon-Reisebericht so richtig erfuhr, was genau es sich mit dem Gute-Laune-Wunderland in den Gassen der Alfama auf sich hatte: Die Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Antonius bieten 1.000 Gründe, um eines Tages wieder in die herzenswarme Stadt am Tejo zurückzukehren.

Am besten mache ich das wohl, wenn ich einmal in eine tiefe Lebenskrise geraten sollte. Dann stelle ich mich ans Ufer des Tejo und warte auf die Sardinen.

Lissabon Reisebericht: Unser 1 THING TO DO

Was? Lissabon während der Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Antonius zu besuchen. Diese finden Jahr für Jahr vor allem zwischen dem 12. und 14. Juni statt.
Wo? In der Lissaboner Alfama, dem Altstadtbezirk schlechthin in Portugals Kapitale.
Wie viel? Die Stimmung aufzusaugen ist kostenlos, eine Portion frisch gegrillte Sardinen solltest du dir aber natürlich gönnen.
Warum? Um sich sorglos wie eine Sardine mit dem Strom treiben zu lassen.

Nicht nur Lissabon selbst lohnt eine Reise: Vor den Toren der portugiesischen Hauptstadt lauern etliche Ausflugsziele, die deinen Trip in Europas Südwesten krönen können. Einige davon stellen wir dir im Artikel über ↠ Ausflugziele bei Lissabon vor. Alle davon kannst du übrigens entspannt binnen eines Tages absolvieren.

Reisen um zu reisen!
John & Marc

Lissabon Reisebericht

Veröffentlicht oder inhaltlich überarbeitet am:


20 Antworten zu “Lissabon Reisebericht: Farben, Feste und Sardinen”

  1. Lissabon ist ja immer eine Reise wert, aber zu Ehren des Heiligen Antonius war ich noch nie da, eher zu den köstlichen Pasteis de Belem. Was wäre eine Reise ohne nach Belem zu pilgern?

  2. Da bekommt man viel Lust einmal Lissabon zu Besuchen! Gerade wo es in Deutschland aktuell wieder so grau ist! Schöner Artikel!

    Liebe Grüße,
    Anja

    (von avoyageblog.wordpress.com)

  3. Als ich im Sommer an der Algarve war, wollte ich auch eine Tagestour nach Lissabon machen. Das hatte dann aber leider nicht geklappt. Da hab ich wohl ziemlich viel verpasst 🙁
    Naja, wird schon noch irgendwann mal klappen.
    Viele Grüße
    Christina

    • Dafür hast du nun vielleicht genügend Gründe beisammen, um Lissabon für ein paar mehr Tage zu besuchen. 😀

      Liebe Grüße!

  4. Toller Beitrag und farbenfrohe Bilder. Da bekommt ich doch glatt Fernweh aus der Ferne.
    Als ich vor fast 8 Monaten nach Neuseeland aufgebrochen bin hätte ich nie gedacht, dass ich mal die europäischen Altstädte mit ihren engen Gassen und labyrinthartigen Straßennetz vermiss.
    Was ganz im Gegensatz zu den breiten und geplanten Straßen Neuseelands steht.
    Lissabon bzw. Portugal wird definitiv in meine Reiseziele aufgenommen!

    • Danke dir! Lissabon wird sich auf jeden Fall lohnen. Aber Neuseeland hat ja dafür sicherlich ganz andere Reize… 😉

  5. Ich liebe diese Stadt, die ich immer wieder auf kurzen oder mehrtägigen Stop-Overs bei meinen Flügen nach Südamerika oder Afrika besucht habe. Das erste Mal war ich 1972 mit Familie und Auto da – damals noch Militärdiktatur – ein bitterarmes Land und dennoch voller Lebensfreude. Danke für den Beitrag, der in mir viele Erinnerungen geweckt hat.

    • Danke für deinen Kommentar! 🙂 Lissabon kann man sicherlich gar nicht oft genug besuchen, zumal ja auch die nähere Umgebung einiges zu bieten hat mit Atlantikküste, Sintra und vielem mehr…

  6. Oh, ich bin total beeindruckt von den Farben, die eine riesengroße Lebensfreude signalisieren und Lust machen auf Lissabon. Darf ich fragen, ob die Fotos die Originalfarben zeigen oder habt ihr ein wenig bearbeitet? Mir kommen die Farben fast “unwirklich” vor. Und angesichts der Köstlichkeiten – vor allem der süßen Köstlichkeiten – läuft mir das Wasser im Munde zusammen und wie immer war es eine Freude den Beitrag zu lesen. LG Sigrid

    • Hallo Sigrid! Ein bisschen Bildbearbeitung ist natürlich immer mit dabei, aber eingefärbt ist nix, also sind es die Originalfarben. Während der Festlichkeiten geht es in der Alfama eben wirklich sehr bunt zu. 😉

      Die Pasteis kann man ja glücklicherweise auch bei so manchem Bäcker oder Café in Deutschland kaufen, ein paar kommen dem Original auch recht nah. 🙂

      Liebe Grüße!

  7. Shalom,
    ich persönlich bevorzuge ja diese köstlichen Vanille-Pasteten gegenüber Sardinen, aber von Lissabon bin ich genauso begeistert wie ihr.
    Und jetzt stürze ich mich wieder in das volle Leben in Tel Aviv.

    Shalom aus Israel,
    Marianne
    alleinereisenjetzt.wordpress.com

    • Shalom! Wenn wir beide Städte vergleichen müssten, dann ist Tel Aviv irgendwie dann doch deutlich noch mehr Sehnsuchtsstadt. Was total seltsam ist, weil Lissabon Tel Aviv auf den ersten Blick in allen Belangen überlegen ist… außer natürlich der Tatsache, dass Tel Aviv einen Strand besitzt. 😉 Liebe Grüße!

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